Mögliche Spätfolgen einer Mandelentzündung

Mögliche Spätfolgen einer Mandelentzündung

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Welche Spätfolgen kann eine Mandelentzündung haben?

Definition

Eitrige Mandelentzündungen (Streptokokken-Infektionen des Halses) und Scharlach werden durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A verursacht. Diese Bakterien können auch Erkrankungen wie rheumatisches Fieber, reaktive Arthritis, Chorea minor, PANDAS und akute Nierenentzündung (Poststreptokokken-Glomerulonephritis) auslösen. „Poststreptokokken-“ bedeutet dabei „nach einer Streptokokkeninfektion“. Die Erkrankungen können seltener auch nach Hautinfektionen mit Streptokokken auftreten.

Ursachen

Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A führen zunächst zu einer akuten Infektion (z. B. Mandelentzündung oder Hautinfektion). Als Reaktion auf die ursprüngliche Infektion bildet das körpereigene Immunsystem Antikörper gegen verschiedene Bestandteile der A-Streptokokken. Später verwechselt das Immunsystem dann Teile des körpereigenen Gewebes mit diesen Bakterien. Da die Antikörper also eigentlich gesundes Gewebe angreifen, spricht man hier von einer Autoimmunerkrankung. Es kann auch zu einer überschießenden Immunantwort kommen. Diese Immunreaktionen treten typischerweise wenige Wochen nach einer Infektion mit Streptokokken auf.

Häufigkeit

Spätfolgen nach Streptokokken-Infektionen sind in Deutschland heute sehr selten, da die Bakterienstämme, die diese Komplikationen verursachen können, seltener werden. In den Entwicklungsländern kommen diese Erkrankungen aber immer noch häufig vor. Das akute rheumatische Fieber ist auch in Osteuropa, Asien und Australien häufiger.

Akutes rheumatisches Fieber, PANDAS und Poststreptokokken-Glomerulonephritis treten in erster Linie bei Kindern auf.

Akutes rheumatisches Fieber

Definition

Das rheumatische Fieber ist eine akute fieberhafte Erkrankung, die etwa 3 Wochen nach einer Streptokokken-Infektion im Hals oder Scharlach ausbricht. Es betrifft überwiegend Kinder ab dem 5. Lebensjahr mit einem Häufigkeitsgipfel im 10. Lebensjahr. 

Symptome

Neben Fieber und Abgeschlagenheit kommt es häufig zu Entzündungen der großen Gelenke. Häufig verweilt die Entzündung einige Tage in einem Gelenk, verlagert sich dann in ein anderes Gelenk. Meist sind Kniegelenke, Knöchel, Ellenbogen oder Handgelenk betroffen. Die Gelenke sind geschwollen, warm, druckempfindlich und schmerzen bei Bewegung. Die Gelenkentzündung dauert bis zu 4 Wochen und heilt in der Regel vollständig aus.

Darüber hinaus liegen in 50–70 % der Fälle Symptome einer Entzündung des Herzens vor, die den Herzbeutel (bei Perikarditis), den Herzmuskel (bei Myokarditis) oder die Herzinnenhaut (bei Endokarditis) betreffen kann. Mögliche Anzeichen einer solchen Entzündung sind Atemnot, Schmerzen in der Brust, Herzklopfen und Herzrasen sowie verminderte Belastbarkeit. Langfristig kann sich ein Herzklappenfehler entwickeln und zu Herzschwäche führen.

Am Körper kann sich ein ringförmiger Ausschlag zeigen, gelegentlich treten auch Knötchen unter der Haut auf.

Manche Kinder führen plötzlich blitzartige, unkontrollierte Bewegungen aus (Chorea minor). Weitere mögliche Symptome sind Unruhe und psychische Störungen. Die Chorea minor heilt in der Regel von selbst aus und erstreckt sich meist über 2–3 Monate. Sie betrifft 10–30 % der Patient*innen und kann auch als einziges Symptom auftreten.

Die Symptome des rheumatischen Fiebers können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und in verschiedenen Kombinationen auftreten.

Behandlung

  • Das rheumatische Fieber wird mit Antibiotika behandelt, meist mit Penicillin für 10 Tage, um die Streptokokken zu beseitigen.
  • Die Entzündung der Gelenke wird mit entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR) und ggf. Physiotherapie behandelt.
  • Bei einer Entzündung des Herzens wird zusätzlich Kortison gegeben.
  • Nach der Erkrankung wird eine vorbeugende Behandlung mit Penicillin über 5 Jahre empfohlen.

Poststreptokokken-reaktive Arthritis

Auch hierbei handelt es sich um eine Form der Gelenkentzündung, die sich aber von der bei akutem rheumatischem Fieber unterscheidet. Die Entzündung der Gelenke ist in der Regel stärker ausgeprägt und länger anhaltend als beim rheumatischen Fieber. Häufig sind Knie, Sprunggelenk, Hüftgelenk und Handgelenk betroffen.

Zwischen der akuten Streptokokken-Infektion und dem Beginn einer Poststreptokokken-reaktiven Arthritis liegen meist 1–2 Wochen.

Chorea minor (Sydenham)

Definition

Die Chorea minor ist eine neuropsychiatrische immunologische Komplikation nach einer Infektion mit Gruppe-A-Streptokokken. Sie kann im Rahmen eines akuten rheumatischen Fiebers oder als alleiniges Syndrom vorkommen. Die Erkrankung tritt meist im Alter von 5–15 Jahren auf.

Symptome

Die Betroffenen zeigen plötzliche, unfreiwillige, unregelmäßige, schnelle, asymmetrische Bewegungen von Gliedmaßen bzw. Kopf und Gesicht. Auch Gangstörungen, Sprechstörungen, Grimassen und Schreibstörungen können auftreten. Außerdem können sich verschiedene psychische Symptome entwickeln, z. B. Unruhe, Angst, Zwangsstörungen und Tics.

Die Symptome heilen nach etwa 2–4 Monaten von selbst aus.

Behandlung

  • Die Streptokokken-Infektion wird mit Antibiotika behandelt.
  • Symptome einer Chorea minor können mit Antiepileptika behandelt werden.

PANDAS

Definition

Bei manchen Kindern lautet die Diagnose PANDAS (pädiatrische autoimmun-neuropsychiatrische Störungen): Damit ist eine Autoimmunerkrankung mit zugrunde liegender Streptokokken-Infektion im Kindesalter gemeint. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung in bestimmten Hirnregionen, den Basalganglien. Die Erkrankung ist selten und tritt zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr auf.

Symptome

Bei betroffenen Kindern treten nach einer ausgestandenen Streptokokkeninfektion plötzlich Zwangsstörungen oder Tics auf. Dazu können Angst, Schlafstörungen, Depression und Symptome einer ADHS kommen.

Behandlung

  • Zur Behandlung der Streptokokken-Infektion werden Antibiotika gegeben.
  • Die Zwangsstörung wird mit Psychotherapie und Medikamenten (z. B. SSRI-Antidepressiva) behandelt.

Poststreptokokken-Glomerulonephritis

Definition

Dies ist eine der häufigsten Ursachen einer akuten Nierenentzündung (Glomerulonephritis) bei Kindern. In den westlichen Industrieländern ist die Erkrankung mittlerweile sehr selten. Sie bricht etwa 10 Tage nach einer Streptokokken-Infektion des Halses oder 3 Wochen nach einer Streptokokken-Infektion der Haut aus.

Symptome

In vielen Fällen löst die Erkrankung lediglich leichte Beschwerden aus.

Bei einer akuten Nierenentzündung wird weniger Urin produziert, und Blut und Eiweiß treten im Urin auf. Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) und Bluthochdruck können vorkommen. Weitere typische Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Abgeschlagenheit. Manchmal treten seitlich am Rumpf oder am hinteren Rücken Schmerzen auf.

Behandlung

  • Die Streptokokken-Infektion wird mit Antibiotika behandelt.
  • Zur Behandlung der Symptome der Nierenentzündung stehen ebenfalls Medikamente zur Verfügung.
  • Zudem sollte die Aufnahme von Flüssigkeit (2 l) und Salz (2–2,5 g) begrenzt werden.
  • In der Regel ist die Prognose gut. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung von selbst aus und ist die normale Nierenfunktion nach etwa 4 Wochen wiederhergestellt, ohne dass Schäden an den Nieren zurückbleiben.
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