Toxoplasmose
Toxoplasmose
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Was ist Toxoplasmose?
Definition
Toxoplasmose ist eine Krankheit, die durch einen einzelligen Parasiten namens Toxoplasma gondii hervorgerufen wird. Eine Infektion ist für gesunde Personen meist ungefährlich, die Parasiten können aber in Gewebezysten lebenslang überdauern.
Bei Menschen mit Immunschwäche kann eine akute Infektion oder die Reaktivierung einer zurückliegenden Infektion schwerwiegende Erkrankungen des Gehirns oder der Augen hervorrufen. Auch ein Befall von Lunge, Herz oder Leber ist möglich.
Bei Schwangeren, die diese Infektion noch nie vorher hatten, kann der Parasit zu Fehlgeburten, Totgeburten oder Erkrankungen und Entwicklungsstörungen des Neugeborenen führen. Am häufigsten treten Augenentzündungen auf. Auch später kann es noch zu Lernschwäche und Entwicklungsverzögerungen kommen.
Symptome
Die meisten Personen, die sich mit Toxoplasma gondii infizieren, weisen keine Krankheitsanzeichen auf (ca. 80 % der Infizierten). Einige Personen bekommen leichte grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Auch ein Hautausschlag kann auftreten.
Schwere Erkrankungen kommen vor allem bei Neugeborenen und Personen mit Immunschwäche vor.
Ursachen
Toxoplasma gondii zählt zu den am häufigsten vorkommenden Parasiten. Menschen können sich mit dem Parasiten auf drei Arten anstecken:
- beim Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch
- beim Verzehr von verunreinigten Lebensmitteln (z. B. Gemüse)
- beim Umgang mit Katzen oder durch Kot verunreinigter Erde (z. B. bei Gartenarbeiten oder beim Reinigen der Katzentoilette).
Katzen sind die Endwirte der Toxoplasmen. Nachdem sich eine Katze infiziert hat, wird der Parasit durch den Katzenkot in Form von Zysten ausgeschieden. Die Zysten können im Erdboden bis zu 5 Jahre lebensfähig bleiben. Wenn Menschen und Tiere Lebensmittel verzehren, die mit Erregern von Katzen verunreinigt sind, dann können sie sich infizieren. Die Inkubationszeit beträgt 2–3 Wochen.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt nur über die Plazenta von der Mutter auf das Kind, wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal infiziert. Das größte Gesundheitsrisiko für das Kind besteht bei einer Infektion in der 24.–30. Schwangerschaftswoche.
Risikofaktoren
- Gefährdet sind insbesondere Personen mit Immunschwäche, z. B. aufgrund einer HIV-Infektion.
- Weitere Risikofaktoren sind starkes Übergewicht, Katzenhaltung, Tätigkeit in der Fleischverarbeitung und mangelhafte Küchenhygiene.
Häufigkeit
- Toxoplasma gondii kommt weltweit vor, vor allem in warmen und feuchten Gegenden. Rund 32 % der Bevölkerung in Europa sind mit dem Parasiten infiziert.
- In Deutschland haben 20 % der jungen Erwachsenen und bis 77 % der Älteren Antikörper gegen Toxoplasmen. Häufig bemerken die Betroffenen die Infektion nicht.
- Toxoplasmose-Infektionen treten schätzungsweise bei ca. 1,3 % aller Schwangeren auf.
Untersuchungen
- Eine sichere Diagnose ist nur mittels Blutuntersuchung möglich, bei der die Antikörper gegen Toxoplasma gondii bestimmt werden.
- Zum Nachweis einer durch Toxoplasmose verursachten Gehirn- oder Lungenentzündung können bildgebende Verfahren eingesetzt werden.
- Wenn die Augen betroffen sind, erfolgt eine augenärztliche Untersuchung.
Behandlung
- Bei gesunden Personen (Ausnahme: Schwangere und Neugeborene) muss die Erkrankung nicht behandelt werden. Die Infektion geht von allein vorüber, und man wird danach zeitlebens immun.
- Eine Behandlung wird trotzdem in solchen Fällen empfohlen, bei denen Augen, Hirn oder Herz in Mitleidenschaft gezogen sind.
- Toxoplasmose sollte bei Neugeborenen und bei Personen mit Immunschwäche behandelt werden. In der Schwangerschaft wird die Behandlung individuell abgewogen.
- Zur Therapie werden über mindestens 2–4 Wochen Antibiotika eingenommen.
- Wenn eine Schwangere medikamentös behandelt wird, sind die Aussichten für das Kind gut.
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Toxoplasmose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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