Atemwegserkrankungen durch das Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19)
Atemwegserkrankungen durch das Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19)
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Was ist COVID-19?
COVID-19 ist eine durch das SARS-CoV-2-Virus ausgelöste Erkrankung, die vorrangig die oberen Atemwege betrifft.
Symptome
Bei der aktuell vorherrschenden Omikron-Variante beträgt die Inkubationszeit durchschnittlich 3 Tage.
Die häufigsten Beschwerden bei der Omikron-Variante umfassen Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit, Hals- und Kopfschmerzen sowie Fieber. Seltener können Gliederschmerzen, Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Durchfall vorkommen. Geruchs- und Geschmacksverlust sind deutlich seltener als bei vorherigen Virusvarianten.
Die meisten Infizierten entwickeln nur die o. g. erkältungsähnliche Symptome, manche Infizierte haben auch gar keine Symptome. Einige Personen, vor allem aus Risikogruppen, erkranken jedoch noch schwer und entwickeln z. B. eine Lungenentzündung (Pneumonie).
Ursachen
Ursache ist eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus.
Hauptübertragungsweg ist das Einatmen virushaltiger Flüssigkeitspartikel (Aerosole), die beim Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen durch infizierte Personen ausgeschieden werden.
Die Übertragung erfolgt in der Regel über eine kurze Distanz von etwa 1,5 m. Da die virushaltigen Aerosole in geschlossenen Räumen lange in der Luft schweben können, ist die Ansteckungsgefahr drinnen größer als draußen.
Häufigkeit
Der frühere Verlauf als Pandemie ist in ein wellenförmiges Geschehen mit regionalen und saisonalen Häufungen übergegangen. Die Häufigkeit entspricht der anderer Infektionen der oberen Atemwege (Erkältungsinfekte). Das heißt, dass COVID-19 vermutlich in Zukunft fortwährend auftritt und es zusätzlich immer wieder zu Erkrankungswellen, wahrscheinlich im Herbst und Winter, kommt.
Genauere Informationen zu den laborbestätigten Infektionszahlen finden Sie im BMG-Infektionsradar. Beachten Sie dabei, dass in dieser Statistik keine Personen auftauchen, die sich selbst getestet oder keinen Test durchgeführt haben.
Untersuchungen
Die Bestätigung der Diagnose erfolgt durch den Nachweis des Virus aus einem Nasen-/Rachenabstrich.
Wenn Sie vermuten, dass Sie an COVID-19 erkrankt sind, können Sie zunächst selbst einen Antigen-Schnelltest durchführen. Meist hat er aber keine Konsequenz für die Behandlung. Eine unkomplizierte COVID-19-Erkrankung wird genauso behandelt wie ein anderer Infekt der oberen Atemwege (Erkältung), nämlich nur mit Mitteln zur Linderung der Beschwerden.
Für Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe wird bei akuter Atemwegssymptomatik eine Labordiagnostik für SARS-CoV-2- und Grippeviren empfohlen, da für diese Personengruppen antivirale Medikamente in der Frühphase der Infektion zur Verfügung stehen. Sollten Sie einer Risikogruppe angehören, nehmen Sie daher bei Atemwegsbeschwerden Kontakt zur Ihrer Hausarztpraxis auf. Dort kann dann ggf. auch ein PCR-Test durchgeführt werden.
Gehören Sie einer Risikogruppe an?
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf. Wenn mindestens einer dieser Punkte bei Ihnen vorliegt, gehören Sie zur Risikogruppe.
- Unvollständige Basisimmunität
- < 3 Antigenkontakte (als Antigenkontakt zählt jede Impfung oder Erkrankung an COVID-19)
- Mindestens einer dieser Antigenkontakte sollte eine Impfung gewesen sein.
- Alter ≥ 60 Jahre (nimmt mit dem Alter zu)
- Bewohner*innen von Pflegeeinrichtungen
- Grunderkrankungen (Auswahl)
- chronische Erkrankungen der Atmungsorgane (z. B. COPD)
- chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und andere Stoffwechselerkrankungen
- Adipositas (starkes Übergewicht)
- Erkrankungen des Gehirns, wie z. B. Demenz
- Trisomie 21
- Schwäche des Immunsystems, z. B. durch HIV-Infektion oder immunsupprimierende Medikamente nach einer Organtransplantation
- aktive Krebserkrankung
Behandlung
Medikamente
Behandlung zuhause
Erkrankte mit leichten erkältungsähnlichen Symptomen können sich zuhause auskurieren und lediglich Medikamente zur Beschwerdelinderung einnehmen, z. B. zur Fiebersenkung. Ältere Personen sollten hierfür Paracetamol anstelle von Ibuprofen verwenden.
Ambulante Behandlung bei erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf
Nirmatrelvir in Kombination mit Ritonavir (Paxlovid) kann bei Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf innerhalb von 5 Tagen nach Krankheitsbeginn eingesetzt werden. Es kann allerdings zu sehr schwerwiegenden Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Deshalb ist es wichtig, mit den behandelnden Ärzt*innen über Ihre Alltagsmedikamente zu sprechen.
Das Antivirusmedikament Remdesivir kann bei Personen mit einem Risiko für einen schweren Verlauf in den ersten 7 Tagen nach Symptombeginn eingesetzt werden. Diese Behandlung sollte in spezialisierten Zentren (Klinikambulanzen, Schwerpunktpraxen) oder in der Klinik durchgeführt werden, da die Medikamentengabe als Infusion erfolgt.
Außerdem kann bei Personen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19, die außerdem in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, zur Verhinderung eines Blutgerinnsels in den Beinen (Thrombose) eine Behandlung mit Heparin-Spritzen (niedermolekulares Heparin, NMH) erfolgen.
Behandlung in der Klinik
Patient*innen mit schweren Symptomen werden im Krankenhaus behandelt. Dort werden sie engmaschig überwacht und, falls erforderlich, bei der Atmung unterstützt und entsprechend möglicher anderer Symptome bzw. Komplikationen behandelt.
Bei Patient*innen, die im Krankenhaus Sauerstoff benötigen, wird zusätzlich das kortisonähnliche Medikament Dexamethason verabreicht. Bei sehr schweren Verläufen kann individuell auch der Einsatz weiterer Medikamente erwogen werden, die auf das Immunsystem wirken und eine überschießende Entzündungsreaktion verhindern sollen (Immunmodulatoren wie Interleukin-6-Rezeptor-Antagonisten oder Januskinase-Inhibitoren).
Komplikationen
Schwere Verläufe
Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann bei einem geringen Teil der Betroffenen zu Komplikationen durch Blutvergiftung, Lungenentzündung, Lungenversagen, Blutgerinnsel (Thrombose und Lungenembolie), Herzschädigung und/oder Nierenversagen führen. Das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, z. B. Frühgeburt, ist erhöht.
Pädiatrisches Inflammatorisches Multisystem-Syndrom (PIMS)
Sehr selten kann nach der Infektion eine entzündlichen Multiorganerkrankung bei Kindern auftreten. Diese Erkrankung wird auch als Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C) bezeichnet. Bei Infektionen mit der Omikron-Variante und bei geimpften Kindern ist das Risiko für das Auftreten der Erkrankung niedriger.
Herzmuskelerkrankung
SARS-CoV-2 kann, wie viele Viren, eine Herzmuskelentzündung verursachen. Wenn Sie von einer COVID-19-Erkrankung wieder genesen sind, sollten Sie vor einer Wiederaufnahme von Leistungssport den Rat Ihrer Hausärztin/Ihres Hausarztes einholen.
Long COVID/Post COVID
Manche COVID-19-Erkrankte leiden auch nach ihrer Genesung von der akuten Erkrankung unter langwierigen Beschwerden. Beschwerden länger als 4 Wochen nach einer Infektion werden als Long COVID bezeichnet. Beschwerden, die mehr als 12 Woche anhalten, werden Post COVID genannt.
Lange Erholungszeiten sind auch nach anderen Virusinfektionen keine Seltenheit. Besonders nach einer schweren Lungenerkrankung oder einer Behandlung auf einer Intensivstation sind lange Erholungszeiten generell nicht ungewöhnlich.
Es gibt eine Vielzahl von Symptomen bei Long/Post COVID. Am häufigsten finden sich hochgradige Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit (sog. Fatigue), Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (sog. „Brain Fog“), Atembeschwerden wie Kurzatmigkeit und dauerhafter Husten, Schlafstörungen und Herzklopfen/-rasen (Palpitationen).
Etwa 5–10 % der Infizierten haben nach 3 Monaten noch Beschwerden und damit Post COVID. Gehäuft tritt es bei Erwachsenen mit schweren Verläufen auf, deren Infektion im Krankenhaus behandelt werden musste. Bei Kindern ist Long COVID/Post COVID deutlich seltener als bei Erwachsenen.
Spezielle Tests oder Untersuchungsmethoden, um Long COVID/Post COVID festzustellen, gibt es nicht. Um andere Erkrankungen auszuschließen, können aber Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung gemessen werden. Zusätzlich können einfache Bluttests wie Blutbild, Entzündungswerte, Nierenwerte, Schilddrüsenwerte, Leberwerte und eine Urinuntersuchung angeordnet werden. Wenn sich kein Hinweis auf eine ernste Erkrankung ergibt, wird die Hausärztin/der Hausarzt in den meisten Fällen zunächst einmal abwarten, wie sich die Beschwerden entwickeln.
Bei den meisten Betroffenen klingen die Beschwerden innerhalb eines Jahres ab, nur etwa 15 % der Personen mit Post COVID haben nach 1 Jahr noch Beschwerden.
Eine spezielle Behandlung gibt es nicht. Die Therapie orientiert sich am Beschwerdebild.
Siehe auch die Patientenleitlinie Post COVID/Long COVID und das Informationsportal des RKI zu Long COVID.
Autor*innen
- Lino Witte, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Münster
- Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19), respiratorische Erkrankung. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- RKI. Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu akuten Atemwegserkrankungen und COVID-19. Stand: 22.10.2024. Letzter Zugriff am 22.03.2025. www.rki.de
- IGWiQ. Gesundheitsinformation – Covid-19 (Coronavirus-Krankheit). Stand 10.05.2024. Letzter Zugriff 22.03.2025. www.gesundheitsinformation.de
- RKI-Ratgeber. COVID-19. Stand 04.06.2024. Letzter Zugriff 26.03.2025. www.rki.de
- Deutsches Zentrum für Infektionsforschung. SARS-CoV-2. Letzter Zugriff 22.03.2025. www.dzif.de
- RKI. Surveillance akuter Atemwegserkrankungen. Stand 09.01.2025. Letzter Zugriff 22.03.2025. www.rki.de
- RKI. Epidemiologisches Bulletin 02/2024. Stand 11.01.2024. Letzter Zugriff 22.03.2025. www.rki.de
- Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). S3-Leitlinie Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19 - Living Guideline (Version 10). AWMF-Leitlinie Nr. 113-001, Stand 23.09.2024. register.awmf.org
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