Vaskuläre Demenz
Vaskuläre Demenz
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Was ist vaskuläre Demenz?
Definition
Eine vaskuläre Demenz ist eine Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten mit gestörter emotionaler Kontrolle und eingeschränkten Alltagskompetenzen, die auf einer durchblutungsbedingten Gehirnschädigung beruht. „Vaskulär“ leitet sich aus dem Latein ab und bedeutet „die Blutgefäße betreffend“. Ein anderer Name für die Krankheit ist „vaskuläre kognitive Beeinträchtigung“ (Vascular Cognitive Impairment, VCI).
Symptome
Bei einer vaskulären Demenz lässt die Denkfähigkeit immer mehr nach. Im Vordergrund steht in der Regel eine Verschlechterung der Aufmerksamkeit und der Fähigkeit, Handlungen zu planen und durchzuführen. Das kann insbesondere die Bewältigung des Alltages beeinträchtigen, z. B. finanzielle Angelegenheiten regeln, einkaufen gehen und Mahlzeiten zubereiten, Hobbys nachgehen oder sich an Termine erinnern. Das Denken kann verändert sein (Denkstörung). Auch die Konzentration, das Gedächtnis, Rechnen und Lernen können gestört sein. Situationen können unter Umständen nicht mehr richtig eingeschätzt werden (fehlendes Urteilsvermögen).
Durch die Krankheit können auch psychische Symptome entstehen. Es können sich Depressionen und Ängste entwickeln. Manchmal wechseln Patient*innen sehr schnell zwischen Gefühlen wie Angst und Freude (emotionale Labilität).
Patient*innen sind schnell erschöpft, haben weniger Antrieb (Antriebsstörung) und Motivation (Motivationsminderung). Auch das Verhalten kann verändert sein: Betroffene Patient*innen ziehen sich zurück oder verhalten sich unangemessen. Manchmal wollen Patient*innen sich nicht mehr helfen lassen. Einige Patient*innen werden reizbar oder misstrauisch und können aggressiv werden (Soziopathie).
Das Bewusstsein selbst ist dabei nicht eingetrübt. Daneben gibt es auch meist weniger stark ausgeprägte körperliche Symptome bei einer vaskulären Demenz. Patient*innen stürzen eher und können frühzeitig Schwierigkeiten bekommen, den Harn zu halten (Inkontinenz).
Ursachen
Größere und kleinere Schlaganfälle können zu Durchblutungsstörungen im Gehirn führen. Dadurch entstehen Schädigungen im Gehirn, und es kann sich eine Demenz entwickeln. Nach einem Schlaganfall entsteht manchmal unmittelbar eine vaskuläre Demenz. In anderen Fällen beträgt die Zeitspanne bis zu einem halben Jahr (Post Stroke Dementia, PSD). Warum es zu so einem zeitlichen Abstand kommen kann, ist nicht klar.
Es können sich Ablagerungen in Blutgefäßen im Gehirn bilden, die die Durchblutung unterhalb der Hirnrinde beeinträchtigen (subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie). Dadurch kann das Gehirn geschädigt werden. Die Ursache dafür ist in den meisten Fällen ein langjähriger hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie). Selten gibt es auch vererbte Formen, die zu einer Schädigung der kleinen Blutgefäße und in der Folge zu einer vaskulären Demenz führen können (genetische zerebrale Mikroangiopathien). Insbesondere in fortgeschrittenem Alter treten häufig Mischformen, v. a. mit einer Alzheimer-Demenz, auf.
Risikofaktoren
Bestimmte Faktoren begünstigen daneben ganz allgemein eine Demenz:
- Übergewicht
- Rauchen
- Geringe körperliche und geistige Aktivität
- Geringe Bildung
- Schlechter Schlaf
- Wenige oder kaum soziale Kontakte (soziale Isolation)
- Luftverschmutzung
- Depressionen
- Stress
- Erhöhter Konsum von Alkohol
- Kopfverletzungen
- Demenz in der Familie
Häufigkeit
Von 10.000 Menschen erkranken pro Jahr etwa 38 Menschen an einer vaskulären Demenz. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form der Demenz nach der Alzheimer-Demenz. Etwa jede 10. Person über 65 Jahren in Deutschland ist von einer Demenz betroffen. Es gibt auch Mischformen von verschiedenen Demenz-Erkrankungen.
Untersuchungen
- Zur Feststellung einer vaskulären Demenz ist das Arztgespräch besonders wichtig. Ärzt*innen sprechen mit den betroffenen Patient*innen und, wenn diese einverstanden sind, auch mit ihren Angehörigen. Damit kann man ein genaues Bild der Symptome und ihrer Auswirkungen gewinnen.
- Es werden Risikofaktoren, Vorerkrankungen und eingenommene Medikamenten erfragt.
- Zusätzlich zum Arztgespräch und dem gezielten Untersuchen der typischen Symptome werden verschiedene Fragebögen und ggf. Tests ausgefüllt. Ein solcher Test ist der Mini-Mental-Status-Test. Anhand des Ergebnisses wird eine Demenz in leicht, mittelschwer oder schwer eingeteilt.
- Nach dem ausführlichen Arztgespräch werden die Patient*innen körperlich untersucht.
- Es gibt Krankheiten, bei denen eine Demenz ein Symptom ist. Dazu zählt z. B. eine Überfunktion der Schilddrüse.
- Untersucht wird, ob die Patientin oder der Patient noch ausreichend gut sehen und hören kann.
- Der Blutdruck wird gemessen, um einen möglichen Bluthochdruck als Risikofaktor festzustellen. Außerdem wird Blut abgenommen, und es werden verschiedene Blutwerte untersucht.
- Es werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Funktion der Nerven und des Gehirns zu prüfen (neurologische Untersuchung).
Bei Spezialist*innen
- In einer Ultraschalluntersuchung werden die Blutgefäße am Hals untersucht. Damit wird nach Ablagerungen in den Blutgefäßen gesucht, die zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn führen können.
- Um Schädigungen im Gehirn nachzuweisen, wird bei Hinweisen auf eine spezielle Krankheitsursache eine MRT empfohlen.
- Eine neuropsychologische Untersuchung wird zur Abgrenzung zwischen Demenz, leichter kognitiver Störung und keiner Störung sowie zum Ausschluss potenziell umkehrbarer Ursachen wie Depression und unerwünschten Medikamentenwirkungen empfohlen.
- In bestimmten Fällen werden weitere Untersuchungen durchgeführt, z. B. die Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik).
- Selten ist eine genetische Untersuchung sinnvoll.
Behandlung
- Das Ziel der Behandlung ist die bestmögliche Lebensqualität für Betroffene und Angehörige. Die Selbstständigkeit und die Aktivität des täglichen Lebens sollen erhalten bleiben. Die geistigen Fähigkeiten sollen verbessert oder erhalten und die Symptome vermindert werden.
- Zur Behandlung von Patient*innen mit Demenz braucht es eine umfassende Begleitung durch verschiedene Berufsgruppen, z. B. Ärzt*innen, Pfleger*innen und Therapeut*innen. Auch muss die Behandlung je nach Ausprägung der Krankheit und Stadium immer wieder angepasst werden.
- Advance Care Planning (ACP) bezeichnet das frühzeitige Besprechen von zukünftigen medizinischen, pflegerischen und anderen Aspekten mit Betroffenen und Angehörigen, um bei fehlender Einwilligungsfähigkeit spätere Abläufe/Behandlungen im Sinne der Betroffenen sicherzustellen.
- Die Behandlung setzt sich aus verschiedenen Behandlungsarten zusammen. Das können u. a. Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Psychotherapie oder andere Therapieformen sein. Je nachdem, welche Symptome überwiegen, gibt es verschiedene Behandlungsansätze.
- Ein von Fachkräften begleitetes kognitives Training besteht aus spezifischen Übungen geistiger Funktionen und sozialer Interaktion.
- Auch ein körperliches Training wird zur Verbesserung der geistigen Fähigkeiten empfohlen.
- Es gibt verschiedene Medikamente, die die Symptome der geistigen Beeinträchtigung günstig beeinflussen sollen (Antidementiva).
- Bei einer niedergeschlagenen Stimmung können Antidepressiva eingesetzt werden.
- Psychopharmakatherapie können z. B. bei bestehendem Risiko für Eigen- oder Fremdgefährdung erforderlich sein.
- Bestimmte Medikamente sollten andererseits vermieden werden, und allgemein ist bei dementen Patient*innen eine Reduktion von zu vielen eingenommenen Medikamenten (Polypharmazie), Medikamentenwechselwirkungen und Nebenwirkungen empfohlen.
- Menschen mit fortgeschrittener Demenz und eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit sollten regelmäßig auf Schmerzen, Schluckstörungen und Lungenentzündung untersucht werden.
- Eine nichtmedikamentöse und medikamentöse Palliativversorgung wird zur Linderung belastender Symptome bei fortgeschrittener Demenz und zur Verbesserung der Lebensqualität empfohlen.
- Es gibt auch Hilfsangebote für pflegende Angehörige.
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