Unerfüllter Kinderwunsch (Infertilität, Sterilität)

Unerfüllter Kinderwunsch (Infertilität, Sterilität)

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Was ist ein unerfüllter Kinderwunsch?

Definition

Es gibt keine einheitliche Definition der Begrifflichkeiten zum unerfüllten Kinderwunsch. Sterilität und Infertilität werden häufig synonym verwendet.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die Infertilität als Ausbleiben einer Schwangerschaft nach mindestens 12 Monaten regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Von primärer Sterilität spricht man, wenn noch nie eine Schwangerschaft bestand. Eine sekundäre Sterilität bedeutet, dass die Frau bereits einmal schwanger war. Der Begriff Subfertilität beschreibt die eingeschränkte Empfängnisfähigkeit der Frau bzw. die eingeschränkte Zeugungsfähigkeit des Mannes.

Symptome

Zusätzliche Symptome treten nur bei bestimmten zugrunde liegenden Erkrankungen auf. Unter anderem können sich Veränderungen der Geschlechtsorgane, Menstruationsstörungen, Entzündungen oder Symptome von hormonellen Störungen zeigen.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für Kinderlosigkeit bei Frauen sind:

  • Anatomische Veränderungen (z. B. Fehlbildungen der Gebärmutter, Polypen, Myome)
  • Schädigungen der Eileiter (z. B. durch Chlamydien-Infektion)
  • Endometriose: Eine Erkrankung, bei der sich Teile der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter befinden.
  • Hormonelle Ursachen (z. B. polyzystisches Ovarsyndrom, Schilddrüsenerkrankungen, Störungen der Hypophyse, Erkrankungen der Nebennieren, Typ-2-Diabetes
  • Genetische Faktoren

Die kumulierte Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Schwangerschaft bei regelmäßigem ungeschütztem Verkehr in der fruchtbaren (fertilen) Phase des Zyklus beträgt über einen Zeitraum von 6 Monaten 80 %.

Die Fruchtbarkeit der Frau nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab, vermutlich bereits ab dem 25. Lebensjahr, spätestens aber, wenn sie das 35. Lebensjahr erreicht hat. Die Anzahl wiederholter Fehlgeburten steigt mit zunehmendem Alter. In der Mitte des 4. Lebensjahrzehnts ist die Fertilität gering.

Die häufigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch beim Mann sind:

  • Störungen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse)
  • Schädigung der Hoden (z. B. durch Infektionen, Tumoren, Krampfadern)
  • Gestörte Spermienbildung (z. B. durch Hitze, Strahlung, Medikamente, Chemikalien)
  • Spermienfunktionsstörung
  • Ejakulationsstörungen
  • Sexuelle Dysfunktion wie z. B. erektile Dysfunktion (Potenzstörung)
  • Genetische Ursachen

Begünstigende Faktoren für Kinderlosigkeit bei beiden Geschlechtern sind chronisch entzündliche Erkrankungen, Fehlbildungen der Genitalien, psychische Faktoren, Über- oder Untergewicht, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und bestimmte Medikamente (z. B. Immunsuppressiva, Antiandrogene, Psychopharmaka).

Bei etwa 30 % aller Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kann keine Ursache gefunden werden. Man spricht dann von idiopathischer Fertilitätsstörung.

Häufigkeit

Weltweit leiden ca. 17 % aller Paare an Infertilität. In etwa 30 % der Fälle bleibt die Ursache unbekannt. Wird ein Grund gefunden, liegt er zu 33–41 % bei der Frau, in 25–39 % der Fälle beim Mann und bei 9–39 % bei beiden.

Untersuchungen

Im ärztlichen Gespräch werden Fragen zu Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, dem regelmäßigen Geschlechtsverkehr und evtl. früheren Schwangerschaften gestellt. Bei der Frau sind zudem Fragen nach der Menstruation besonders wichtig.

Die körperliche Untersuchung umfasst u. a. die Erhebung von Körpergröße und Gewicht, des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Außerdem wird auf Hinweise für hormonelle Störungen geachtet (z. B. männliches Behaarungsmuster bei Frauen, Brustvergrößerung beim Mann, vergrößerte Schilddrüse, übermäßiges Schwitzen).

Bevor eine Kinderwunschbehandlung in Erwägung gezogen wird, sind spezielle fachärztlich durchgeführte Untersuchungen der Geschlechtsorgane und deren Funktion bei Frau und Mann notwendig (z. B. Spermienqualität, Eisprung und anatomische Voraussetzungen).

Weitere Untersuchungen bei Frauen

  • Bei Frauen wird ein transvaginaler Ultraschall zur Beurteilung von Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcken und der Hülle heranreifender Eizellen (Follikel) durchgeführt.
  • Die Eileiterdurchgängigkeit kann mit einer Kontrastmitteluntersuchung oder durch einen chirurgischen Eingriff, eine sog. Bauchspiegelung (Laparoskopie), überprüft werden.
  • Bei Verdacht auf Veränderungen innerhalb der Gebärmutter ist eine Hysterosalpingografie (röntgenografische Darstellung der Gebärmutter) oder evtl. eine Gebärmutterspiegelung angezeigt.
  • Im Blut können die Geschlechtshormone und Schilddrüsenhormone bestimmt werden.
  • Zusätzlich werden Tests auf sexuell übertragbare Infektionen durchgeführt.

Weitere Untersuchungen bei Männern

  • Beim Mann werden die Spermien des Ejakulats mittels Spermiogramm beurteilt. 
  • Ggf. wird eine Ultraschalluntersuchung des Hodensacks durchgeführt.
  • Zudem erfolgen Tests auf sexuell übertragbare Infektionen und evtl. Hormonuntersuchungen.

Behandlung

Allgemeine Informationen 

Es kann bis zu 6 Tage vor dem Eisprung zu einer Schwangerschaft kommen, am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit 36–48 Stunden vor dem Eisprung (Konzeptionsoptimum). Bei Geschlechtsverkehr alle 2–3 Tage ist kein weiteres Timing erforderlich.

Grundsätzlich ist ein gesunder Lebensstil vorteilhaft. Ihr BMI sollte zwischen 18,5 und 25 kg/m² liegen, bei starkem Übergewicht (BMI über 30 kg/m²) wird eine Gewichtsabnahme empfohlen. Das Rauchen sollte aufgegeben, auf Drogen verzichtet und Alkohol nur in Maßen konsumiert werden. Beim Eintreten einer Schwangerschaft ist der Alkoholkonsum unbedingt zu vermeiden.

Infektionen und Schilddrüsenerkrankungen sollen behandelt werden. Ansonsten richtet sich die Behandlung nach den Ursachen. Zudem kann psychologische Unterstützung hilfreich sein.

Operation

Einige Ursachen können mithilfe eines größeren oder kleineren operativen Eingriffs korrigiert werden. Damit steigt die Chance auf eine Befruchtung. Bei Frauen können beispielsweise Myome und Verwachsungen entfernt oder ggf. eine operative Korrektur von verschlossenen Eileitern durchgeführt werden.

Medikamente

  • Ein erhöhter Prolaktinspiegel kann mit Dopaminagonisten behandelt werden.
  • Wenn die Ursache für die Kinderlosigkeit auf eine Eisprungstörung zurückgeht, kann eine Hormonbehandlung mit Antiöstrogenen (Clomifen oder Letrozol) helfen. Damit steigen die Chancen für eine Befruchtung und eine Schwangerschaft.
  • Bei polyzystischen Ovarien wird auch der Einsatz von Metformin, ein Medikament bei Diabetes mellitus, empfohlen.
  • Infektionen der Samenwege des Mannes sollten mit Antibiotika behandelt werden.

Intrauterine Insemination (IUI)

Bei der künstlichen Insemination (Samenübertragung) wird das Sperma in die Gebärmutter eingebracht, um die Chance auf eine Befruchtung zu verbessern. Dazu muss zuvor der Zeitpunkt für den Eisprung sorgfältig ermittelt werden. Eine begleitende Hormonbehandlung der Patientin ist möglich. In der Regel wird das Sperma durch Masturbation gewonnen und anschließend zur Steigerung der Befruchtungsfähigkeit aufbereitet. Ist das nicht möglich, können Spermien auch aus den Nebenhoden oder dem Hoden entnommen werden. Auf Wunsch kommt unter bestimmten Umständen auch eine Samenspende (Spermien eines anderen Mannes) zur Insemination infrage (z. B. wenn keine befruchtungsfähigen Spermien produziert werden können). Die Erfolgschancen liegen bei 15–20 % pro Zyklus, kumulativ maximal bei 35–40 % über 3–4 Inseminationszyklen.

In-vitro-Fertilisierung (IVF) und intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Bei der In-vitro-Fertilisierung findet die Befruchtung des Eis außerhalb des weiblichen Körpers statt. Anschließend wird das befruchtete Ei in die Gebärmutter übertragen. Die Befruchtung des Eis mit den Spermien erfolgt entweder in einer Schale (IVF), oder die Spermien werden mit einer Mikropipette direkt in die Eizelle injiziert (intrazytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI). Als vorbereitende Maßnahmen erfolgen bei der Frau die hormonelle Stimulation und die Eizellentnahme, die ultraschallgesteuert über die Scheide stattfindet (transvaginale Follikelpunktion) sowie die Bereitstellung des Ejakulates.

Die In-vitro-Fertilisierung kommt u. a. bei Eileiterschäden, bei Versagen der Insemination (IUI) sowie bei seit langer Zeit unerfülltem Kinderwunsch infrage (über 5 Jahre). Bei Frauen unter 35 Jahren liegt die Erfolgsquote bei 40–49 % und nimmt mit dem Alter ab (auf 8 % bei über 40-Jährigen). Gleichzeitig erhöht sich das Vorkommen von Fehlgeburten mit zunehmendem Alter, und um das 43. Lebensjahr endet die Hälfte der IVF-Schwangerschaften in einer Fehlgeburt.

Das Risiko für eine Placenta praevia ist bei Schwangerschaften nach IVF erhöht: 16 pro 1.000 Schwangerschaften gegenüber 3 pro 1.000 bei normaler Befruchtung. Allgemein gilt, dass das Einsetzen von mehr als einem Embryo die Erfolgsquote erhöht, aber auch mit einem höheren Risiko für Mehrlingsschwangerschaften verbunden ist. Der Gebrauch von gespendeten Eizellen ist in Deutschland nicht zugelassen.

Die ICSI ist insbesondere bei herabgesetzter Spermienqualität und bei Versagen der In-vitro-Fertilisierung sinnvoll. Bei Frauen der Altersgruppe unter 35 Jahren kommt es in etwa 1/3 der Fälle zu einer Schwangerschaft, bei über 35-Jährigen bei etwa 1/6. Die Fehlgeburtenrate steigt mit zunehmendem Alter stark an. Es besteht ein gewisses Risiko, dass Erbkrankheiten oder genetisch bedingte Unfruchtbarkeit auf das Kind übertragen werden. Die Fehlbildungsrate ist nach In-vitro-Fertilisierung und ICSI in ähnlichem Umfang um den Faktor 1,3 erhöht.

Kostenübernahme

Bei verheirateten Paaren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Hälfte der Kosten für drei erfolglose Versuche derselben Methode. Beide Ehepartner*innen müssen mindestens 25 Jahre alt sind, die Frau höchstens 40 Jahre und der Mann höchstens 50 Jahre alt. Zudem muss ärztlich bescheinigt werden, dass durch die Behandlung eine hinreichende Aussicht auf eine Schwangerschaft besteht.

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