Hirsutismus

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Was ist Hirsutismus?

Definition

Hirsutismus beschreibt eine vermehrte Körperbehaarung bei Frauen nach dem männlichen Behaarungsmuster. Demnach sind vor allem Gesicht („Damenbart“), Brust, Rücken, Bauch, Oberarme und Oberschenkel von vermehrtem Haarwuchs betroffen.

Die Grenze zwischen unauffälliger Behaarung und übermäßiger Behaarung verläuft dabei fließend. Ursächlich kann eine erhöhte Menge an im Blut zirkulierenden männlichen Sexualhormonen, sog. Androgenen, oder eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Geschlechtshormonen sein.

Davon abzugrenzen ist der Begriff Hypertrichose, der eine allgemein verstärkte Körperbehaarung bei Männern und Frauen beschreibt. Bei Frauen wird der Begriff Hypertrichose üblicherweise nur für eine verstärkte Körperbehaarung verwendet, die unabhängig von männlichen Sexualhormonen auftritt.

Symptome

Neben der verstärkten Behaarung nach dem männlichen Verteilungsmuster können auch weitere Symptome eines Androgenüberschusses auftreten. Dazu gehören etwa:

  • Akne
  • Haarverlust (Alopezie)
  • Stammbetonte Fettleibigkeit
  • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
  • Störungen des Zuckerstoffwechsels (Glukoseintoleranz/Insulinresistenz)
  • Bluthochdruck
  • Unfruchtbarkeit (Infertilität)
  • Menstruationsstörungen

Ursachen

In etwa 80 % der Fälle beruht der Hirsutismus auf einem erhöhten Spiegel von männlichen Sexualhormonen im Blut, der durch verschiedene Erkrankungen bedingt sein kann. Mit einem Anteil von 70–80 % stellt das polyzystische Ovarsyndrom die häufigste ursächliche Erkrankung dar.

Bei etwa 5–20 % der Bertoffenen liegt ein sog. idiopathischer Hirsutismus vor, bei dem der Androgenspiegel im Blut normwertig ist.

Häufige Ursachen

Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS)

Das PCOS geht mit Störungen des Zyklus und Eisprunges, Infertilität und einem Überschuss an männlichen Sexualhormonen einher. Mögliche Symptome des Androgenüberschusses sind Akne, Übergewicht und Hirsutismus. Im Ultraschall sind typischerweise viele Follikel (bläschenartige Gebilde) im Eierstock erkennbar (polyzystische Ovarien). Das Syndrom tritt bei etwa 5–10 % aller Frauen im fruchtbaren Alter auf und beginnt meist schleichend zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Weitere Informationen finden Sie hier.

Idiopathischer Hirsutismus

Der idiopathische Hirsutismus ist gekennzeichnet durch eine normale Eierstockfunktion, normale Androgenspiegel im Blut und eine unauffällige Erscheinungsform der Eierstöcke. Allerdings können lokal, d. h. in betroffenen Hautregionen, erhöhte Mengen an männlichen Sexualhormonen nachgewiesen werden, die den Hirsutismus verursachen.

Seltene Ursachen

Hyperplasie der Nebennierenrinde

Die Hyperplasie der Nebenniere ist eine angeborene, erbliche Erkrankung, bei der es zu einer übermäßigen Produktion von männlichen Sexualhormonen in der Nebennierenrinde kommt. Sie kann sich bereits bei der Geburt in Form von nicht eindeutig zuordenbarem Geschlecht oder – bei milden Formen – mit der Pubertät in Form von Hirsutismus, Akne, Menstruationsstörungen und Infertilität bemerkbar machen. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, die bei weniger als 5 % der Frauen mit Androgenüberschuss vorkommt.

Androgenproduzierende Tumoren 

In sehr seltenen Fällen (0,3 % der Betroffenen) stellt ein androgenproduzierender Tumor die Ursache eines Überschusses an männlichen Sexualhormonen dar. Meist handelt es sich um einen Tumor der Eierstöcke, seltener der Nebenniere. Über die Hälfte der Tumoren sind bösartig. Typische Anzeichen für das Vorliegen eines androgenproduzierenden Tumors sind eine rasch zunehmende (Wochen bis Monate) Körperbehaarung und Vermännlichung (z. B. Akne, Vergrößerung der Klitoris, tiefere Stimme).

Hyperprolaktinämie

Die Hyperprolaktinämie ist eine seltene Ursache für Hirsutismus, die mit einer erhöhten Menge des Hormons Prolaktin im Blut einhergeht. Ursächlich können Medikamenten oder ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse sein. Die Erkrankung äußert sich typischerweise durch ein Ausbleiben der Menstruationsblutung, Milchfluss und Infertilität.

Medikamente

Hirsutismus kann durch eine große Anzahl an Medikamenten verursacht werden. Hierzu gehören u. a.:

  • Danazol
  • Diazoxid
  • Glukokortikoide (umgangssprachlich „Kortison“)
  • Minoxidil
  • Testosteron und andere anabole Steroide
  • Valproinsäure

Auch Medikamente, die eine Hyperprolaktinämie verursachen, können sekundär zu einem Hirsutismus führen. Dazu zählen z. B.:

  • Neuroleptika (z. B. Haloperidol, Chlorpromazin)
  • Antidepressiva (z. SSRI, trizyklische Antidepressiva)
  • Metoclopramid (MCP)
  • Östrogene
  • Orale hormonelle Verhütungsmittel („Pille”)

Seltene Ursache von Hirsutismus können außerdem Übergewicht (Adipositas) und das Cushing-Syndrom sein.

Häufigkeit

Es wird geschätzt, dass rund 5–15 % der Frauen im gebärfähigen Alter an Hirsutismus leiden.

Untersuchungen

Suchen Patientinnen aufgrund einer übermäßigen Körperbehaarung die Hausarztpraxis auf, erheben Ärzt*innen in der Regel zunächst eine ausführliche Krankengeschichte. Dabei wird insbesondere eine Häufung von Hirsutismus in der Familie, der Beginn der Beschwerden, und die Dynamik der Beschwerden (Wie schnell entwickelten sich die Beschwerden?) erfragt.

Zusätzlich auftretenden Symptome können Hinweise auf eine zugrunde liegende Erkrankung geben. In der anschließenden körperlichen Untersuchung achten Ärzt*innen insbesondere auf Anzeichen der Vermännlichung (z. B. Vergrößerung des Kehlkopfes, Klitoriswachstum, verkleinerte Brust) oder einer Hormonstörung (z. B. Dehnungsstreifen, stammbetonte Fettleibigkeit, Mondgesicht, dünne Haut).

Um den Schweregrad des Hirsutismus zu erheben und die Behandlungsnotwendigkeit zu beurteilen kommt der Ferriman-Gallwey-Score zur Anwendung. Der Punktwert (Score) berechnet sich anhand des Grades der Behaarung unterschiedlicher, festgelegte Körperregionen. Die festgelegten Grenzwerte unterscheiden sich je nach genetischer Abstammung der betroffenen Frau.

Bereits in der Hausarztpraxis kann eine Blutuntersuchung (Schilddrüsenwerte, Nüchterglukosewert, HbA1c-Wert) und eine Ultraschalluntersuchung erfolgen.

Besteht der Verdacht auf eine zugrunde liegende gynäkologische Erkrankung oder eine Erkrankung des Hormonsystems, ist eine Überweisung zu Spezialist*innen (Gynäkolog*innen und/oder Endokrinolog*innen) angezeigt. Sie können weiterführende Untersuchungen wie einen vaginalen Ultraschall und eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchführen sowie spezifische Hormontest im Blut (Testosteron, Prolaktin) veranlassen.

Behandlung

In der Therapie des Hirsutismus kommen verschiedene Maßnahmen zum Einsatz. Die Endocrine Society, eine internationale medizinische Organisation auf dem Gebiet der Endokrinologie und des Stoffwechsels, empfiehlt eine Behandlung des Hirsutismus, wenn der Haarwuchs so stark ausgeprägt ist, das betroffene Patientinnen darunter leiden. Liegt dem Hirsutismus eine spezifische Erkrankung zugrunde, gilt es diese zu behandeln.

Allgemeinmaßnahmen

Zu den allgemeinen Maßnahmen, die zu einem Rückgang des Hirsutismus führen können, gehört die Gewichtsreduktion, da sie zu einem Absinken des Testosteronspiegels im Blut führt. Des Weiteren gilt es bei medikamentös bedingtem Hirsutismus, die Dosis des auslösenden Medikamentes zu verringern oder es abzusetzen.

Behandlung der Symptome

Ist die zugrunde liegende Ursache des Hirsutismus nicht behandelbar, erfolgt eine symptomatische Therapie. Dazu gehört insbesondere die lokale Haarentfernung durch:

  • Rasieren
  • Haarentfernungscreme
  • Epilation
  • Haarentfernung mithilfe von Wachs
  • Fotoepilation (Laser)

Keine der genannten Haarentfernungsmethoden führt nach Abschluss der Behandlung zu vermehrtem Haarwuchs.

Medikamente

Um den krankhaft erhöhten Androgenspiegeln im Blut entgegenzuwirken, kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz.

Bei mäßigen bis starken Beschwerden bei Frauen vor der Menopause kommt als Mittel der ersten Wahl ein testosteronsenkendes, orales kombiniertes Verhütungsmittel (Östrogen-Progesteron-Kombination) zum Einsatz. Nach 6 Monaten ohne ausreichendes Ansprechen auf die Therapie kann die zusätzliche Gabe eines Antiandrogens erwogen werden. Antiandrogene wie Cyproteronacetat, Spironolacton und Finasterid hemmen die Wirkung männlicher Sexualhormone. Da sie schwere Fehlbildungen beim ungeborenen Kind hervorrufen, ist ihr Einsatz nur unter Einsatz eines sicheren Verhütungsmittels möglich. Cyproteronacetat wird mit einem erhöhten Risiko für das Entstehen von Tumoren der Hirnhaut (Meningeome) in Verbindung gebracht.

Zur topischen Therapie einer verstärkten Gesichtsbehaarung kann eine 11,5-prozentige Creme mit dem Wirkstoff Eflornithin zum Einsatz kommen. Die örtliche Behandlung kann mit Nebenwirkungen wie Akne, Hautirritationen, Gesichtsschwellung, lokalen Entzündungen und Alopezie einhergehen.

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