Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)

Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)

Dieser Artikel wird Ihnen bereitgestellt von Deximed. Mehr erfahren

Was ist eine Nierenbeckenentzündung?

Definition

Bei einer Nierenbeckenentzündung haben sich Niere und Nierenbecken durch Bakterien entzündet (die beiden Nierenbecken sind eine Art Sammeltrichter, die den von den Nieren gebildeten Urin in die Harnleiter weiterleiten).

Symptome

Typische Anzeichen einer Nierenbeckenentzündung sind ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber und Flankenschmerzen (das sind Schmerzen, die im seitlichen Rückenbereich unterhalb der Rippen und oberhalb des Beckens auftreten). Es können auch Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. Ebenso Symptome einer Blasenentzündung wie Schmerzen beim Wasserlassen oder häufiger Harndrang. Viele der Symptome können in sehr unterschiedlich starker Ausprägung auftreten, von schwach bis sehr stark.

Ursachen

Zu einer Nierenbeckenentzündung kommt es infolge einer bakteriellen Infektion. Dabei wandern die Erreger in der Regel über die Harnröhre, Blase und Harnleiter hinauf bis zum Nierenbecken. In bis zu 80 % aller Fälle ist der Verursacher das Bakterium E. coli (auch Kolibakterium genannt), ein natürlich vorkommender Keim in der Darmflora. Daneben kommt eine Reihe weiterer Bakterien als Verursacher infrage, von denen die meisten ebenfalls den Darm besiedeln. In seltenen Fällen kann sich die Infektion auch über den Blutkreislauf ausbreiten, etwa durch eine Entzündung der Innenhaut des Herzens (Endokarditis).  

Häufigkeit

Frauen sind von einer Nierenbeckenentzündung deutlich häufiger betroffen als Männer. Jährlich erkranken etwa 1,6 Frauen pro 1.000 Frauen, aber nur 0,35 Männer pro 1.000 Männer. Überproportional betroffen sind junge Frauen und Schwangere. Möglicherweise erhöht sich durch eine Nierenbeckenentzündung das Risiko für eine Frühgeburt und Schwangerschaftskomplikationen.

Untersuchungen

In der Hausarztpraxis

  • Zunächst wird der Arzt oder die Ärztin den Bereich der beiden Nieren abklopfen. Treten dabei Schmerzen auf, deutet das auf eine Nierenbeckenentzündung hin. Zudem erfolgt eine Fiebermessung.
  • Ein Urin-Streifentest gibt Aufschluss darüber, ob eine bakterielle Infektion vorliegt. Zur genaueren Bestimmung der Erreger wird dann eine Urinkultur angelegt. Das ist wichtig, um die Diagnose zu bestätigen und auch um ein wirksames Antibiotikum für die Behandlung auswählen zu können.
  • Um die Schwere der Entzündung einzuschätzen, wird Blut abgenommen, um die weißen Blutkörperchen zu zählen (Blutbild) und Entzündungswerte zu bestimmen.
  • Da einige Symptome der Nierenbeckenentzündung unspezifisch sind, müssen andere mögliche Ursachen ausgeschlossen werden. Dazu zählen unter anderem eine Eileiterschwangerschaft, eine Entzündung des Blinddarms, der Gebärmutterschleimhaut, der Bauchspeicheldrüse und der Prostata.
  • Gefragt wird nach Faktoren, die eine Nierenbeckenentzündung verkomplizieren können, wie ein Diabetes, Nierensteine, die häufige Einnahme von Antibiotika, eine Schwangerschaft oder eine Immunschwäche.
  • Bei komplizierten Fällen erfolgt auch eine Sonografie (Ultraschall-Untersuchung). Damit lässt sich erkennen, ob der Urin vom Nierenbecken in die Blase normal abfließt, und ob sich Eiterherde (Abszesse) gebildet haben.
  • Abzuklären gilt auch, ob Hinweise auf eine Sepsis (Blutvergiftung) vorliegen, etwa eine erhöhte Atemfrequenz oder ein sehr niedriger Blutdruck. Eine Nierenbeckenentzündung gehört zu den häufigsten Ursachen für eine Sepsis in der Schwangerschaft.

Bei Spezialist*innen

  • Wirkt die Behandlung nicht oder nimmt sie einen ungewöhnlichen Verlauf, sollte eine Überweisung in die Urologie erfolgen.
  • Hält das Fieber nach Behandlungsbeginn länger als drei Tage an, sollte die Anfertigung einer CT (Computertomografie) erwogen werden, bei Schwangeren – zur Vermeidung einer Strahlenbelastung – eine MRT (Magnetresonanztomografie).

Klinikeinweisung

  • Eine Einweisung ins Krankenhaus ist in folgenden Fällen ratsam:
    • Wenn Verdacht auf eine Sepsis besteht.
    • Wenn es drei Tage nach Behandlungsbeginn zu keinerlei Besserung gekommen ist.
    • Wenn die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen hoch ist (bei Schwangerschaft, Diabetes oder Immunschwäche).

Behandlung

Ziel der Behandlung ist es, die Infektion zu stoppen und Komplikationen zu verhindern. Bei jeder Behandlung muss darauf geachtet werden, ob es zu schweren Komplikationen kommt, wozu neben einer Sepsis auch Nierenversagen oder Abszesse zählen. 

Medikamente

  • Bei einer eher unkomplizierten Nierenbeckenentzündung wird über 5–10 Tage ein passendes Antibiotikum gegeben, dazu Medikamente gegen Fieber, Schmerzen und Übelkeit.
  • Bei milden oder mittelschweren Verläufen sollten Frauen, die sich in den verschiedenen Phasen der Wechseljahre befinden, mit Antibiotika in Tablettenform behandelt werden. Bei schweren Infektionen sollten die Antibiotika jedoch direkt in den Blutkreislauf gespritzt werden.
  • Bei Schwangeren sollte erwogen werden, ob die Antibiotika-Behandlung womöglich besser im Krankenhaus durchgeführt wird.
  • Speziell bei jüngeren Männern empfiehlt sich in vielen Fällen die Gabe von Fluorchinolonen, die dann meist über zwei Wochen gegeben werden.
  • Da bei älteren Männern häufig die Prostata von der Entzündung mitbetroffen ist, ist eine sachgerechte Wahl des Antibiotikums besonders wichtig.
Logo von Deximed

Dieser Artikel wird Ihnen bereitgestellt von Deximed.
Lesen Sie hier den vollständigen Originalartikel.

Die Inhalte auf team-praxis.de stellen keine Empfehlung bzw. Bewerbung der beschriebenen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in und dürfen nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer Ihre Ärztin oder Ihren Arzt!
Lesen Sie dazu mehr in unseren Haftungshinweisen.

In unserer Gesundheitsdatenbank suchen

Inhaltsverzeichnis anzeigen

Wissenswertes aus den hausärztlichen Praxen

Stopp
Gesundheit
Wissen, wann genug ist

Über Suchterkrankungen sprechen die meisten Menschen nicht gern.


Zum Beitrag
Heuschnupfen
Gesundheit
Juckende Augen und triefende Nasen: Hilfe bei Heuschnupfen

Leichte Symptome lassen sich oft durch einfache Maßnahmen lindern.


Zum Beitrag
Frau mit Hitzewallung
Gesundheit
Sind das die Wechseljahre?

Warum die Wechseljahre auch in der hausärztlichen Praxis Thema sind


Zum Beitrag

Kontaktieren Sie uns

Haben Sie Fragen zu den hausärztlichen Praxen?fragen@team-praxis.de

Zum Kontaktformular

Haben Sie Fragen zum Hausarztprogramm?hausarztprogramm@team-praxis.de

Zum Kontaktformular

Möchten Sie eine detaillierte Beratung zum Programm?Dann rufen Sie uns an.

Jetzt anrufen
TeamPraxisHausärtzinnen- und Hausärzteverband

TeamPraxis ist das Portal der hausärztlichen Praxen in Deutschland. Denn Gesundheit ist Teamsache.

Sie sind Ärzt*in und haben Interesse am Hausarztprogramm?
Informieren Sie sich unter www.hzv.de.