Dissoziative Störungen

Dissoziative Störungen

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Was sind dissoziative Störungen?

Definition

Dissoziative Störungen sind psychische Störungen mit sehr unterschiedlichem Erscheinungsbild. Sie führen zu Veränderungen des Bewusstseins und des Gedächtnisses. Die Wahrnehmung des Körpers, der eigenen Person sowie der Umwelt kann gestört sein, aber auch die Kontrolle von Körperbewegungen. Zu einer dissoziativen Störung kommt es in der Regel nach einem psychischen Trauma oder nach psychosozialem Stress.

Symptome

Dissoziative Störungen sind vielseitig. Die Symptome setzen meist plötzlich ein. Die betroffene Person nimmt ihre Symptome nicht immer bewusst wahr.

Die Hauptsymptome können sein: 

  • Erinnerungsverlust an vergangene belastende Ereignisse wie Unfälle oder Trauerfälle (Amnesie)
  • Wahrnehmung der eigenen Person als unwirklich (Depersonalisation)
  • Wahrnehmung der Umgebung als unwirklich (Derealisation)
  • Vorübergehender Verlust der persönlichen Identität und Wahrnehmung der Umgebung (Trance)
  • Zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeiten (dissoziative Identitätsstörung)

Mögliche weitere Symptome sind:

  • Dissoziative Krampfanfälle (psychogene nicht-epileptische Anfälle, PNEA)
  • Lähmungen, unkoordinierte Bewegungen und ähnliche Bewegungsstörungen
  • Die Person verlässt plötzlich ihr Umfeld und erinnert sich anschließend kaum oder gar nicht daran.
  • Die Person erstarrt, hört auf zu sprechen und reagiert nicht mehr (Stupor).
  • Teilweiser oder vollständiger Verlust von Hautempfindungen bzw. Sehverlust, Hörverlust, Riechverlust
  • Bewusstseinsstörungen

Ursachen

Meistens ist die Ursache eine schwere psychische Belastung. Oft handelt es sich z. B. um ein Trauma durch sexuellen Missbrauch. In anderen Fällen ist die Ursache psychosozialer Stress. Auch Konflikte – etwa in der Familie – gelten als Ursache. Allgemein können Probleme und Konflikte eine dissoziative Störung verursachen, wenn sie unlösbar erscheinen.

Vermutlich handelt es sich um einen Schutzmechanismus: Die Störung ist der Versuch, dem Ereignis zu entkommen. Möglicherweise ist die betroffene Person so gestresst, dass sie Informationen nicht mehr richtig verarbeiten kann. Patient*innen spielen ihre Erkrankung nicht vor – sie simulieren nicht, sondern haben echte Beschwerden.

Etwa 90 % der Betroffenen wurden in ihrer frühen Kindheit traumatisiert. Häufig handelt es sich z. B. um:

Weitere Faktoren können das Erkrankungsrisiko erhöhen:

Häufigkeit

Am häufigsten sind dissoziative Störungen im Alter zwischen 17 und 32 Jahren. Frauen erkranken häufiger als Männer. Wie häufig dissoziative Störungen genau sind, ist unbekannt. Dissoziative Störungen treten etwa bei 4 bis 12 von 100.000 Personen pro Jahr auf. Vermutlich gibt es eine hohe Dunkelziffer.

Untersuchungen

Damit die Diagnose gestellt werden kann, müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Dazu zählen besonders Erkrankungen des Nervensystems, etwa eine Epilepsie. Auch andere psychische Störungen müssen ausgeschlossen werden.

In der Hausarztpraxis

Nach dem Arztgespräch wird die betroffene Person untersucht. Besonders wichtig ist eine Untersuchung des Nervensystems. In einigen Fällen wird Blut abgenommen. Möglicherweise werden die elektrischen Herzströme aufgezeichnet (EKG), um eine Herzrhythmusstörung als Ursache für einen Bewusstseinsverlust auszuschließen.

Bei Spezialist*innen

Je nach Beschwerdebild erhalten die Patient*innen eine Überweisung, z. B. an eine Facharztpraxis für Neurologie oder Psychiatrie. Manchmal ist eine Krankenhauseinweisung nötig. Die weitere Untersuchung kann beispielsweise umfassen:

  • Auswertung der Symptome mit Fragebögen
  • Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes
  • Computertomografie (CT) des Kopfes 
  • Messung der elektrischen Hirnströme (EEG)

Behandlung

Die Methode der ersten Wahl ist eine Psychotherapie. Dabei geht es nicht nur um die Behandlung der Symptome. Es geht auch um die Ursachen dahinter, die den Patienten bzw. die Patientin belasten. Angst, Scham und Hilflosigkeit können überwunden und den Betroffenen Sicherheit sowie Problemlösungs- und Handlungsfähigkeit vermittelt werden.

Psychotherapie

1. Phase: Stabilisierung und Symptomlinderung

Die Psychotherapie soll der betroffenen Person helfen, ihre Erkrankung zu verstehen und zu bewältigen. Dabei kann sie lernen, dass die Gefahr geringer ist als vielleicht gedacht. Sie kann Wege finden, ihre Gefühle neu wahrzunehmen und zunächst auszuhalten. Schließlich kann sie lernen, anders mit Belastungen umzugehen und ihre Gefühle zu steuern.

2. Phase: Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen

Wenn die erkrankte Person dazu bereit ist, beginnt die zweite Phase der Psychotherapie: Die Behandlung traumatischer Erlebnisse. Dazu ist eine sichere therapeutische Beziehung unerlässlich.

Die Auseinandersetzung kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Eine Methode konzentriert sich darauf, belastende Überzeugungen zu bearbeiten (Cognitive Processing Therapy). Sehr oft hilft es auch, wenn sich die Patient*in angstbesetzten Situationen stellt (Expositionstherapie). Diese Konfrontation kostet Mut und Überwindung – die Therapie ist eine oft anstrengende Arbeit. Mit der Zeit können Betroffene lernen, dass belastende Situationen keine unmittelbare Gefahr darstellen.

Auch die Methode des Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) kann bei posttraumatischer Belastungsstörung wirksam sein. Vereinfacht gesagt, konzentrieren sich Betroffene dabei auf das belastende Ereignis und folgen dabei mit den Augen den Bewegungen eines Fingers oder Pendels durch die Psychotherapeutin/den Psychotherapeuten.

Medikamente

Die Medikamentenbehandlung dissoziativer Störungen ist kaum erforscht. Mit einigen Medikamenten wurden bereits Behandlungsversuche durchgeführt. Es gibt Behandlungsmöglichkeiten für viele Begleiterkrankungen. So lassen sich beispielsweise Depressionen mit Medikamenten behandeln.

Gesundheitsfördernde Maßnahmen

Viele Patient*innen profitieren davon, einige Dinge umzugestalten oder neu zu entdecken. Dazu gehören möglicherweise entspannende Rituale und Unternehmungen mit Freund*innen bzw. mit der Familie. Am besten sind Maßnahmen, mit denen Betroffene bereits angenehme Gefühle verbinden. Wichtig ist ein gesunder Lebensstil mit einer gesunden Trinkmenge, Schlaf und Bewegung.

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