Schwangerschafts- und Wochenbettdepression

Schwangerschafts- und Wochenbettdepression

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Im Krisenfall

Im Fall einer akuten Krise (z. B. Suizidgedanken) wählen Sie bitte die 110 oder 112 oder wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik. 

Was ist eine Schwangerschafts- und Wochenbettdepression?

Definition

Die Erkrankung kann vor der Geburt (antepartal) oder danach (postpartal) auftreten. Sie unterscheidet sich vom Baby Blues, einer vorübergehenden Niedergeschlagenheit kurz nach der Geburt, die bis zu 80 % aller Mütter betrifft. 

Symptome

Die Symptome reichen von leichter Niedergeschlagenheit bis hin zur Suizidalität. Sie halten mindestens 2 Wochen an. Als Hauptsymptome gelten: 

  1. Depressive Stimmung
  2. Interessen- und Freudlosigkeit
  3. Antriebsmangel oder erhöhte Müdigkeit

Dazu kommen mindestens 2 Nebensymptome. Typische Nebensymptome sind unter anderem Schuldgefühle, Schlafprobleme, Appetitminderung und Konzentrationsstörungen. 

Viele Patientinnen kämpfen mit den Anforderungen des Mutterseins. Oft haben sie den Eindruck, diesen Anforderungen nicht zu genügen. Viele leiden unter Angst und Unruhe. Dazu kommt, dass viele Frauen glauben, in der Schwangerschaft und nach der Geburt ständig glücklich sein zu müssen. Negative Gedanken zu äußern, wird dann noch schwieriger. 

Ursachen

Fachleute nehmen an, dass die Veränderungen im Hormonhaushalt eine Rolle spielen. Auch eine genetische Anfälligkeit ist wahrscheinlich beteiligt.

Dazu kommen zahlreiche weitere Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen können, und zwar unter anderem diese: 

  • Körperliche Faktoren
    • körperliche Erkrankung
    • Alter < 25 Jahre
    • Rauchen während der Schwangerschaft
    • Entbindungen in der Vergangenheit
    • Probleme beim Stillen
    • Komplikationen bei der Geburt
  • Psychische und soziale Faktoren
    • Depression in der Vergangenheit
    • Verlust naher Angehöriger, Trennung, andere belastende Ereignisse
    • ungewollte Schwangerschaft
    • wenig Unterstützung im sozialen Umfeld 
    • Gewalterfahrung 
    • niedriger sozioökonomischer Status

Häufigkeit

Die Erkrankung ist häufig: In der Schwangerschaft sind rund 10 % aller Frauen betroffen, nach der Entbindung rund 15 %. Jüngere Mütter erkranken deutlich häufiger als ältere. Viele Fälle werden übersehen. 

Untersuchungen

In der Hausarztpraxis

Es gibt kurze Fragebögen, die speziell zur Abklärung einer Depression dienen. Im Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt können Sie gemeinsam diese Fragen beantworten. Blutdruck und Puls werden gemessen. In der Regel wird Ihnen Blut abgenommen.

Einweisung ins Krankenhaus

Bei einer schweren Depression können Sie eine Krankenhauseinweisung erhalten.

In bestimmten Notfällen ist die Einweisung auch gegen den Willen der Patientin möglich ("Zwangseinweisung"),  wenn eine akute Eigen- oder Fremdgefährdung bestet.

Schweregrade

Fachleute unterscheiden anhand der Symptome 3 Schweregrade: 

  • Leichte depressive Episode (2 Hauptsymptome und mindestens 2 Nebensymptome)
  • Mittelgradige depressive Episode (2 Hauptsymptome und mindestens 4 Nebensymptome)
  • Schwere depressive Episode (alle 3 Hauptsymptome und mindestens 6 Nebensymptome)

Behandlung

Psychotherapie

Eine Psychotherapie ist die Behandlungsmethode der Wahl. Die Psychotherapie hat sich auch bei der postpartalen Depression als wirksam erwiesen.

In der Regel handelt es sich um eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine interpersonelle Therapie (eine Form der Kurzzeittherapie). In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Sie beispielsweise, schädliche Gedankenmuster zu erkennen und durch nützlichere zu ersetzen. Dies setzt voraus, dass Sie bereit sind, Ihre Gedanken zu reflektieren und zu hinterfragen – eine oft anstrengende Arbeit. Daher benötigen Sie zu Beginn etwas Geduld und Durchhaltevermögen.  

Medikamente 

Medikamente werden Ihnen nur nach sorgfältiger Abwägung verordnet. Sie sollten so wenige Wirkstoffe wie möglich einnehmen und sie so niedrig wie möglich dosieren. Eine leichte Erkrankung erfordert keine Medikamentenbehandlung. Obwohl alle Antidepressiva in die Muttermilch übergehen, ist ein Stillen häufig, aber nicht immer, möglich.

Typische Medikamente gegen die Depression (Antidepressiva) sind: 

  • Sertralin
  • Citalopram
  • Amitriptylin

Seit 2025 ist außerdem das Medikament Zuranolon zugelassen – allerdings nur zur Behandlung der postpartalen Depression. Außerdem sollten Sie auf keinen Fall stillen, wenn Sie Zuranolon einnehmen. Auch Johanniskraut wird für stillende Frauen nicht empfohlen. 

Falls das eingesetzte Medikament Ihre Symptome verbessert, sollten Sie das Medikament für mindestens 6 Monate in derselben Dosierung einnehmen. Am Therapieende sollten Sie das Medikament in der Regel nicht plötzlich absetzen, sondern allmählich die Dosis verringern. 

Unterstützende Maßnahmen 

Soweit möglich, sollten Sie sich Unterstützung und Entlastung suchen sowie sich ausreichend Pausen gönnen und genug schlafen. Falls nichts dagegen spricht, ist ein leichtes bis mäßiges Ausdauertraining zu empfehlen. Es gibt außerdem sozialmedizinische Versorgungsmöglichkeiten.

In schweren Fällen ist eine Elektrokrampftherapie möglich. 

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