Plötzlicher Kindstod (SIDS)
Plötzlicher Kindstod (SIDS)
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Was ist der plötzliche Kindstod?
Der unerwartete Tod eines bislang gesunden Säuglings, für den sich nach ärztlicher Begutachtung keine Ursache feststellen lässt.
Häufigkeit
2023 sind in Deutschland 83 Fälle von plötzlichem Kindstod dokumentiert worden. Das entspricht 1 Fall auf 10.000 Neugeborene. Seit dem Beginn von Aufklärungskampagnen ist die Zahl der Fälle stark rückläufig. 1987 starben noch 16-mal so viele Säuglinge am plötzlichen Kindstod wie heute.
Am häufigsten betroffen sind Kinder im Alter von 2–4 Monaten und am 1. und 2. Lebenstag. Nach dem ersten Lebensjahr kommt es nur sehr selten zum plötzlichen Kindstod.
Was kann die Ursache sein?
Die Ursache für den plötzlichen Kindstod ist unbekannt. Es gibt Hinweise auf eine verminderte Sauerstoffversorgung des Kindes durch eine ungenügende Atmung. Verschiedene Umstände (z. B. Bauchlage) können dazu führen, dass der Säugling bei beginnendem Sauerstoffmangel nicht aufwacht, um dann wieder effektiver zu atmen. Andere Umstände (z. B. Rückenlage) führen hingegen eher zu einem Aufwachreiz und beugen somit dem plötzlichen Kindstod vor.
Fachleute gehen davon aus, dass es letztlich diverse Faktoren gibt, die Einfluss auf das Risiko eines plötzlichen Kindstods haben. Manche lassen sich beeinflussen, andere nicht.
Beeinflussbare Faktoren, die das Risiko erhöhen:
- Das Kind schläft in Bauchlage (auf der Mutter oder auf der Matratze) oder in Seitenlage.
- Große Kopfkissen und Bettdecken sowie eine weiche Matratze
- Schlafen im Elternbett
- Schlafen im eigenen Zimmer
- Schlafen in einem sehr warmen Zimmer
- Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft und während des Säuglingsalters
- Frühes Abstillen
- Verzicht auf Schnuller
- Alkohol- oder Drogenkonsum der Eltern
Nicht beeinflussbare Faktoren, die das Risiko erhöhen:
- Männliches Geschlecht des Säuglings
- Geringes Geburtsgewicht, Wachstumsverzögerung in der Schwangerschaft
- Frühgeburt
- Geburt in der Infektsaison
- Zwillingskind/Mehrlingskind
- Niedrige Einkommensverhältnisse der Eltern
- Junge, alleinerziehende Mutter
Was können Sie als Eltern selbst tun?
Es gibt verschiedene Schlafempfehlungen der Bundeszentrale für Gesundheit für das erste Lebensjahr, die das Risiko eines plötzlichen Kindstods vermindern:
- Lassen Sie das Kind auf dem Rücken schlafen – nicht auf dem Bauch! Auch die Seitenlage ist nicht empfehlenswert, weil sich das Baby im Schlaf auf den Bauch drehen könnte.
- Lassen Sie das Kind auf einer festen Unterlage in einem praktisch leeren Babybett schlafen. Verwenden Sie einen Schlafsack anstatt einer Bettdecke. Verzichten Sie auf ein Kopfkissen.
- Falls Sie eine Bettdecke vorziehen, schlagen Sie diese am Fußende unter die Matratze und decken Sie das Kind nur bis zur Brust zu. Im Sommer reicht eine leichte Baumwolldecke, im Winter eine leichte Daunendecke.
- Lassen Sie das Kind im selben Zimmer wie die Eltern schlafen, aber im eigenen Bettchen.
- Hängen Sie keine Schnüre oder Bänder in Reichweite des Kindes auf. Verzichten Sie auf ein Halskettchen, und geben Sie nur ein kleines Kuscheltier mit ins Bettchen.
- Die Temperatur im Schlafzimmer sollte zwischen 16–18 °C liegen.
- Body/Unterhemd und Schlafanzug sind als Bekleidung ausreichend. Bei Hitze können Sie noch ein Teil weglassen.
- Ziehen Sie Ihrem Kind im Haus kein Mützchen an.
- Verzichten Sie auf Wärmflaschen, Heizkissen und Felle.
- Stellen Sie das Babybett nicht neben die Heizung oder in die pralle Sonne.
- Rauchen Sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt nicht, vor allem nicht im Schlafzimmer.
- Längeres Stillen und die Verwendung eines Schnullers können vorteilhaft sein.
In manchen Familien wurden Geräte getestet, die die Atmung des Kindes überwachen. Es gibt aber bislang keine Belege dafür, dass dies vor plötzlichem Kindstod schützt.
Autor
- Claus Peter Simon, Wissenschaftsjournalist, Hamburg
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Plötzlicher Kindstod. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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