Durch Medikamente verursachte Bewegungsstörungen

Durch Medikamente verursachte Bewegungsstörungen

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Was sind medikamentenbedingte Bewegungsstörungen?

Definition

Unter dem Überbegriff „motorische Störungen“ oder „Bewegungsstörungen“ werden viele Arten von Bewegungen zusammengefasst. Diese reichen von Zittern (Tremor) und plötzlichen Bewegungen von Armen und Beinen (Chorea) bis hin zu anhaltenden Muskelanspannungen mit ungewöhnlichen Körperhaltungen (Dystonie). Ggf. kann eine motorische Unruhe auftreten, bei der die Betroffenen nicht still sitzen können (Sitzunruhe bzw. Akathisie). Auch parkinsonartige Bewegungsstörungen können vorkommen. All diese Bewegungsstörungen haben gemein, dass sie unwillkürlich auftreten, ohne dass die betroffene Person eine Kontrolle darüber hat.

Die einzelnen Bewegungsstörungen können typische Befunde bei bestimmten Grunderkrankungen sein (z. B. Parkinson-Krankheit, Chorea Huntington, Schizophrenie).

Aber auch einige Medikamente können als Nebenwirkung Bewegungsstörungen auslösen. Die Ausprägung der Bewegungsstörung kann dabei sehr unterschiedlich sein.

Symptome

Die Bewegungsstörungen durch Medikamente können vielfältig sein. Sie treten meist kurz nach Therapiebeginn auf.

Tremor

Unter einem Tremor (Zittern) versteht man die unwillkürlichen rhythmischen Bewegungen eines oder mehrerer Körperteile. Es gibt verschiedene Arten von Tremor, z. B. Tremor, der nur in Ruhe oder nur bei aktiven Bewegungen vorkommt.

Medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom (Parkinsonoid)

Symptome, die bei der Parkinson-Krankheit auftreten können, aber auch als Medikamenten-Nebenwirkungen bekannt sind, umfassen Ruhetremor, Muskelsteifheit (Rigor), Bewegungsarmut (Hypokinesie) oder eine mangelhafte Stabilität der aufrechten Körperhaltung (posturale Instabilität). Das medikamentenbedingte Parkinson-Syndrom tritt häufig symmetrisch auf beiden Seiten auf.

Chorea

Choreatische Bewegungsstörungen können sich in unwillkürlichen, raschen, unregelmäßigen Bewegungen äußern. Betroffen sind meist die Arme und Beine, das Gesicht, der Nacken oder der Rumpf. Die Symptome können durch Stress und körperliche Aktivität zunehmen. Im Tiefschlaf sind sie weitestgehend aufgehoben. Eine medikamentenbedingte Chorea ist nicht zu verwechseln mit der Huntington-Krankheit (Chorea Huntington).

Dystonie

Bei einer Dystonie kommt es zur unwillkürlichen Muskelanspannung sowie evtl. zu Krämpfen verschiedener Muskelgruppen. Dabei können schmerzhafte Fehlhaltungen oder Bewegungsstörungen entstehen. Antipsychotische Medikamente können sog. Frühdyskinesien auslösen, bei denen die Muskulatur des Halses, des Nackens, der Augen und des Rumpfes von krampfhaften Muskelanspannungen betroffen sein kann. Diese beginnen in den ersten Stunden bis Tagen der Behandlung.

Akathisie

Eine Akathisie kann sich in Bewegungsunruhe und quälender innerer Anspannung äußern. Der Bewegungsdrang ist dabei oft auf die Beine begrenzt (Sitzunruhe). Typisch sind ein Hin- und Herschaukeln, Aufstehen und Hinsetzen, Trippeln auf der Stelle und dauerndes Übereinanderschlagen der Beine im Sitzen.

Spätdyskinesien

Spätdyskinesien können ebenfalls im Rahmen einer Antipsychotika-Einnahme vorkommen, allerdings erst nach Monaten oder Jahren. Es kommt zu unwillkürlichen, stereotypen Bewegungsmustern, z. B. Kau-, Schluck- und Schmatzbewegungen, Grimassieren, Zungenbewegungen, Kopfwendungen oder ständigem Blinzeln. Spätdyskinesien können mitunter nicht mehr rückgängig zu machen sein.

Malignes neuroleptisches Syndrom

Das maligne neuroleptische Syndrom ist ein seltenes, aber lebensbedrohliches Krankheitsbild, das eine schnelle, intensive Therapie erfordert. Dabei kann es u. a. zu Tremor (Zittern), Rigor (Muskelsteifheit), hochgradiger Bewegungsarmut, Bewusstseinsstörung, Fieber, beschleunigter Atmung und Puls, Blutdruckerhöhung sowie veränderten Blutwerten kommen.

Ursachen

In den meisten Fällen interagieren die Medikamente mit einem bestimmten Teil des motorischen Systems, dem extrapyramidal-motorischen System, das für die unwillkürliche Koordination von Bewegungsabläufen zuständig ist. Die Folge sind sog. extrapyramidal-motorische Störungen bzw. ein extrapyramidales Syndrom (EPS).

Die häufigste Ursache ist eine Therapie mit Antipsychotika (Neuroleptika), z. B. im Rahmen einer Schizophrenie.

Weitere Medikamente, die für die Entstehung für Bewegungsstörungen verantwortlich sein können, sind u. a. bestimmte Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika), Reserpin, Lithium, Kalziumantagonisten (Cinnarizin, Flunarizin), Ciclosporin A, Antiepileptika, Antidepressiva, Antihistaminika sowie Medikamente, die für die Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden (z. B. Levodopa, Dopaminagonisten).

Häufigkeit

Die Häufigkeit von medikamentenbedingten Bewegungsstörungen hängt vom Wirkstoff und der Art der Bewegungsstörung ab. Sie treten häufig bei einer Therapie mit klassischen Antipsychotika auf.

Untersuchungen

  • Im ärztlichen Gespräch werden Sie u. a. zu den Symptomen, den Medikamenten, die Sie einnehmen, sowie zu möglichen Grunderkrankungen und Verwandten mit Bewegungsstörungen befragt.
  • Anschließend wird eine ausführliche körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der u. a. auf das Gangbild, die Muskelkraft, die Koordination, die Reflexe und auffällige Bewegungsmuster geachtet wird.
  • Ggf. wird Blut abgenommen.
  • In der Regel erfolgt die weitere Abklärung bei Spezialist*innen (Neurolog*innen).

Behandlung

  • Wenn Sie eine Therapie mit Medikamenten beginnen, die potenziell Bewegungsstörungen auslösen können, werden Sie über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt und im Verlauf auf neu aufgetretene Symptome kontrolliert.
  • Die vorrangigsten Behandlungsoptionen bei medikamentenbedingten Bewegungsstörungen sind Absetzen des auslösenden Medikaments, Dosisreduktion oder ein Wechsel des Medikaments.
  • In einigen Fällen kann eine zusätzliche medikamentöse Therapie zur Linderung der Beschwerden sinnvoll sein.
  • Das maligne neuroleptische Syndrom wird im Krankenhaus behandelt, in der Regel auf der Intensivstation.
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