West-Nil-Fieber
West-Nil-Fieber
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Was ist das West-Nil-Fieber?
Definition
Das West-Nil-Fieber ist eine Virusinfektion, die durch Mückenstiche übertragen wird. Die Erkrankung stammt ursprünglich aus den Tropen, kommt aber aufgrund des Klimawandels mittlerweile auch in Deutschland vor.
Die Infektion ist oft mild und harmlos. Rund 80 % der Infizierten entwickeln keine Krankheitssymptome. Bei ca. 20 % treten grippeähnliche Beschwerden auf, die ein paar Tage anhalten.
Bei weniger als 1 % verursacht die Krankheit eine schwere Hirnentzündung (Enzephalitis) oder Hirnhautentzündung (Meningitis).
Symptome
Von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen vergehen 2–14 Tage (Inkubationszeit).
Rund 80 % der Infektionen verlaufen ohne Symptome. Bei ca. 20 % treten grippeähnliche Beschwerden auf, die ca. 3–6 Tage anhalten. Manchmal zeigt sich ein Hautausschlag am Oberkörper. Weitere mögliche Symptome sind Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen.
Selten (bei ca. 1 %) kommt es zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), der Hirnhäute (Meningitis) oder anderen Erkrankungen des Nervensystems. Dies zeigt sich u. a. durch Persönlichkeitsveränderungen, Koordinationsstörungen, Muskellähmungen, Krampfanfälle, Sehstörungen, Nackensteifigkeit und Bewusstlosigkeit. Bei älteren Personen sowie Personen mit Immunschwäche oder Vorerkrankungen besteht die größte Gefahr, diese schwere Form der Erkrankung zu entwickeln.
Ursachen
Das West-Nil-Fieber kommt in erster Linie im Mittleren Osten, in Indien, Indonesien, Afrika, Australien, USA und Kanada vor. Durch Zugvögel gelangte das West-Nil-Virus auch nach Europa. In Deutschland sind bis zum Jahr 2023 Infektionen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen aufgetreten.
Das Virus vermehrt sich vor allem in Wildvögeln. Mücken, die infizierte Vögel stechen, können das Virus auf Säugetiere und Menschen übertragen. Menschen werden nicht direkt von Vögeln oder anderen Tieren infiziert, und normalerweise erfolgt auch keine Ansteckung von Mensch zu Mensch. Eine Übertragung ist jedoch durch Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder während der Schwangerschaft möglich.
In Deutschland wird die Erkrankung hauptsächlich durch die weit verbreiteten Culex-Mücken übertragen. Infektionen treten von Ende Juli bis Anfang Oktober auf, am häufigsten im August.
Häufigkeit
In Deutschland wurden erstmalig im Sommer 2018 West-Nil-Virus-Infektionen bei Vögeln (und einem Pferd) nachgewiesen. Ein Jahr später (2019) wurden erste in Deutschland erworbene Infektionen bei Menschen bekannt. 2019–2022 wurden in Deutschland insgesamt 48 Fälle gemeldet.
Untersuchungen
- Der Verdacht auf eine West-Nil-Virus-Infektion besteht insbesondere bei einem Aufenthalt in Verbreitungsgebieten (s. o.) und bei einer ungeklärten Enzephalitis.
- Das Virus und Antikörper können im Blut oder in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) nachgewiesen werden.
- Bei einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis) wird evtl. eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt.
Behandlung
Die meisten Infizierten erholen sich ohne jegliche Behandlung.
In schweren Fällen von Enzephalitis oder Meningitis wird eine rasche Einweisung in ein Krankenhaus empfohlen. Es gibt allerdings keine Behandlung, die das Virus beseitigen kann. Die Behandlung beruht daher auf der Symptomlinderung, bis der Körper selbst in der Lage ist, die Infektion zu überwinden.
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel West-Nil-Fieber. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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