Adenoide (vergrößerte Rachenmandel)

Adenoide (vergrößerte Rachenmandel)

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Was ist eine Vergrößerung der Rachenmandel?

Definition

Die Rachenmandel ist Teil des körpereigenen Abwehrsystems und liegt im oberen hinteren Rachen (im Bereich innen hinter der Nase). Bei vielen Kindern ist sie vergrößert, wodurch der Nasen-Rachen-Raum verengt, die Nasenatmung erschwert und verschiedene Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich sowie im gesamten Körper begünstigt werden können:

  • Eine Vergrößerung der Rachenmandel gilt als häufigste Ursache für das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, bei dem es während des Schlafs zu einer Verringerung oder kompletten Aussetzung der Atmung durch die Verengung kommt.
  • Kinder mit vergrößerter Rachenmandel atmen verstärkt durch den Mund, der dadurch immer leicht geöffnet ist. 
  • Chronische Entzündung der oberen Atemwege und der Bronchien
  • Chronische Tubenventilationsstörung, bei der der Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum eingeschränkt ist oder fehlt, und die mit Schwerhörigkeit und Sprachentwicklungsstörungen in Verbindung steht.
  • Chronische Mittelohrentzündungen bis hin zur chronischen Knochenentzündung
  • Allgemeine Entwicklungsverzögerung

Symptome

Zu den typischen Symptomen einer vergrößerten Rachenmandel zählen eine nasale Stimme, ständige Mundatmung, eine verstopfte und/oder laufende Nase mit schleimig, eitrigem Ausfluss, häufige Infekte der oberen und unteren Atemwege, chronische Bronchitis, wiederkehrende Mittelohrentzündungen, eine Neigung zu Nasennebenhöhlenentzündungen, nächtliches Husten, Schnarchen mit nächtlichen Atemaussetzern sowie Schlafstörungen mit Tagesmüdigkeit. Bei einigen Kindern können zudem Hörstörungen, Gedeihstörungen und Sprachentwicklungsstörungen sowie allergische Beschwerden auftreten.

Ursachen

Auslöser für eine Vergrößerung der Rachenmandel sind (wiederholte) Entzündungen durch Infektionen und Allergien. Bei Kindern kommt es aufgrund der hohen Häufigkeit von Infektionen schnell zu einem Teufelskreis aus Entzündung – Vergrößerung der Rachenmandel – Verengung des Nasenrachenraums und/oder Sekretstau – erneute Entzündung.

Häufigkeit

  • Betroffen sind Kinder aller Altersgruppen, einschließlich Neugeborene
  • Etwa 20 % aller Kleinkinder leiden unter wiederholten Infektionen der oberen Atemwege. Bei vielen von ihnen besteht ein Zusammenhang mit einer Vergrößerung der Rachenmandel, und es wird eine operative Entfernung der Mandeln in Erwägung gezogen.
  • Die Entfernung der Rachen- und Gaumenmandeln gehört zu den häufigsten Operationen bei Kindern.

Untersuchungen

Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Diagnose ergibt sich bei den meisten Kindern aus der Krankengeschichte mit typischen Symptomen und einer körperlichen Untersuchung.

Inspiziert werden Mundhöhle und Rachen, um die Gaumenmandeln zu beurteilen und um evtl. Zahnfehlstellungen zu erkennen. Außerdem werden die Lymphknoten abgetastet, um Veränderungen feststellen zu können.

Eine Otoskopie (Untersuchung des Ohres mittels Ohrenspiegel) kann Hinweise auf eine Mittelohrentzündung oder Flüssigkeit im Mittelohr (Paukenerguss) geben.

Untersuchungen bei Spezialist*innen

In der Hals-Nasen-Ohren-ärztlichen Praxis können mittels Endoskopie der Nasen-Rachen-Raum und mittels Ohrmikroskopie Trommelfell und Mittelohr beurteilt werden. Außerdem kann eine Hördiagnostik zur Feststellung von Hörstörungen, eine Tympanometrie zur Messung der Mittelohrfunktion und ggf. eine Tubenmanometrie zur Beurteilung der Funktion der Ohrtrompete durchgeführt werden.

Bei einigen Kindern können ergänzende Untersuchungen wie ein Allergietest, eine Abklärung der Sprachentwicklung oder einer Schlafapnoe notwendig sein.

Behandlung

Ziele der Behandlung sind, die Symptome zu lindern und Folgeerkrankungen sowie Sprach- und Sprechentwicklungsstörungen durch eingeschränktes Hören vorzubeugen.

Bei einem milden Verlauf mit vergrößerter Rachenmandel, aber ohne Symptome, ist keine spezielle Therapie erforderlich. Oft bilden sich die vergrößerten Mandeln ab dem 6. Lebensjahr bis zur Pubertät von allein zurück.

Medikamentöse Therapie

  • Kortisonhaltige Nasensprays reduzieren die Vergrößerung der Rachenmandel und verringern damit die Verengung des Nasen-Rachen-Raums.

Operation

  • Kindern mit sehr häufigen eitrigen Atemwegsinfektionen, Folgeerkrankungen oder Entwicklungsverzögerung, wird eine operative Entfernung der vergrößerten Rachenmandel empfohlen.
  • Diese kann ambulant erfolgen, wenn in den nachfolgenden 24 Stunden eine Betreuungsperson beim Kind bleiben kann.
  • Bei Belüftungstörung des Mittelohrs können gleichzeitig Paukenröhrchen zur Belüftung des Mittelohrs in das Trommelfell eingelegt werden.

Autorin

  • Carina Steyer, Medizinjournalistin, Wien

Quellen

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Adenoide. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. S2k-Leitlinie Adenoide Vegetationen. AWMF-Leitlinie-Nr. 017-021, Stand 2022. register.awmf.org
  2. Mitchell RB, et al. Clinical Practice Guideline: Tonsillectomy in Children (Update). 2019, Otolaryngology - Head and Neck Surgery (United States), 160(1_suppl), pp. S1–S42. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. van den Aardweg MTA, Boonacker CWB, Rovers MM, et al. Effectiveness of adenoidectomy in children with recurrent upper respiratory tract infections: open randomised controlled trial. BMJ 2011; 343: d5154. BMJ (DOI)
  4. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie-Nr. 017-049, S2k. Stand 2017 (in Überarbeitung) www.awmf.org
  5. Zhang L, Mendoza-Sassi RA, César JA, Chadha NK. Intranasal corticosteroids for nasal airway obstruction in children with moderate to severe adenoidal hypertrophy. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 3. Art. No.: CD006286. DOI: 0.1002/14651858.CD006286.pub2 Cochrane (DOI)
  6. Chohan A, et al. Systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials on the role of mometasone in adenoid hypertrophy in children. 2015, International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology. Elsevier Ireland Ltd, 79(10), pp. 1599–1608. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
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