Multimedikation – nehme ich zu viele Medikamente ein?

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Was ist Multimedikation?

Definition

Richtig eingesetzt helfen Medikamente, Gesundheitsproblemen vorzubeugen, Symptome zu lindern und Krankheiten zu heilen. Wer aber beispielsweise im hohen Alter wegen zahlreicher Beschwerden oder Erkrankungen dauerhaft behandelt wird, muss oft verschiedene Arzneimittel einnehmen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) wird Multimorbidität als das Vorliegen von mindestens 3 chronischen Erkrankungen definiert. Die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente heißt Multimedikation oder Polypharmazie. Definiert wird Polypharmazie häufig als gleichzeitige Einnahme von 5 oder mehr Medikamenten.

Symptome

Problematisch bei Polypharmazie ist, dass mit steigender Anzahl der eingenommenen Medikamente auch mehr unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Stürze oder Blutungen auftreten. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten nehmen mit zunehmender Anzahl der eingenommenen Präparate ebenfalls zu und sind dann oftmals nicht mehr von eigenständigen zusätzlichen Erkrankungen zu unterscheiden. Auch eine Behandlung im Krankenhaus und schlimmstenfalls der Tod können eine Folge von Multimedikation sein.

Ursachen

Es gibt viele Gründe für die gleichzeitige Einnahme von verschiedenen Medikamenten:

  • Manche Patient*innen leiden an mehreren Erkrankungen, die dauerhaft mit Medikamenten behandelt werden müssen. Da mit zunehmendem Lebensalter meist mehr gesundheitliche Probleme auftreten, nehmen insbesondere ältere Menschen gleichzeitig viele verschiedene Medikamente ein.
  • Im Laufe der Jahre kommen neue Arzneimittel hinzu, aber die „alten“ werden nicht verändert.
  • Erfolglose Behandlungen werden nicht beendet.
  • Aufgrund neuer Beschwerden oder Krankheiten werden zusätzlich Medikamente verschrieben. Obwohl es den Betroffenen später wieder gut geht, werden diese nicht abgesetzt.
  • Eine Person wird von verschiedenen Ärzt*innen behandelt. Diese wissen nicht oder nur unzureichend von den Medikamentenverordnungen der anderen.
  • Es treten Nebenwirkungen auf, die nicht als solche erkannt werden. Statt das auslösende Medikament abzusetzen oder die Dosis zu verringern, erhalten die Patient*innen ein weiteres Medikament, das die vermeintlichen neuen Beschwerden lindern soll.
  • Die Betroffenen nehmen selbstständig Medikamente ein, die frei verkäuflich sind, ohne dass die behandelnden Ärzt*innen davon wissen.
  • Häufig meinen Patient*innen, Angehörige oder auch Ärzt*innen, dass jede gesundheitliche Störung mit Arzneimitteln behandelt werden muss. Viele Beschwerden sind jedoch nur vorübergehend, geben sich von allein wieder oder bedürfen keiner Behandlung mit Medikamenten.
  • Die Erwartungen an den Nutzen einer Arzneimittelbehandlung sind zu hoch.
  • Behandlungsziele sind zu streng, z. B. sehr niedrige Blutzucker- oder Blutdruckwerte. Deshalb werden mehr Medikamente oder zu hohe Dosierungen eingesetzt.

Häufigkeit

Laut einer Erhebung der Krankenkasse Barmer aus dem Jahr 2016 erhielt fast 1/8 aller Versicherten über mindestens ein Quartal eine Verordnung von 5 oder mehr Wirkstoffen. Über drei Quartale traf das auf 5 % aller Versicherten zu.

Bei 36 % aller medikamentös behandelten über 65-Jährigen wird eine „kumulative Polypharmazie“ beobachtet, definiert als eine Verordnung von 5 oder mehr Wirkstoffen innerhalb eines Quartals.

Etwa 6,5 % aller Krankenhauseinweisungen erfolgen aufgrund von Nebenwirkungen, die in bis zu 80 % als schwerwiegend bewertet werden. Dadurch kommt es in Deutschland zu zusätzlichen Gesundheitskosten von ca. 400 Mio. Euro jährlich.

Welche Folgen hat Multimedikation?

Die regelmäßige und korrekte Einnahme von Medikamenten ist für eine erfolgreiche Behandlung von Beschwerden oder Erkrankungen entscheidend. Medikamente nach Vorschrift zu verwenden, ist aber oft nicht einfach. Wer viele Medikamente einnehmen soll, verliert schneller den Überblick über das richtige Medikament und die richtige Dosierung zur richtigen Zeit. Ein zu umfangreicher Medikamentenplan kann dazu führen, dass die Arzneimittel nicht richtig eingenommen werden.

Mit jedem weiteren Medikament steigt das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen auftreten. Meist treten allgemeine Beschwerden, wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, Übelkeit oder Verwirrtheitszustände auf. Auch Stürze und schwere Verletzungen können die Folge sein. Unter Blutverdünnungsmitteln (Gerinnungshemmern) kann es zu spontanen, verstärkten oder verlängerten Blutungen kommen. Manche Patient*innen müssen wegen Arzneimittelnebenwirkungen im Krankenhaus behandelt werden.

Insgesamt gilt: Bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel ist nicht mehr vorhersehbar, was im Körper an Wirkungen, Wechselwirkungen und unerwünschten Wirkungen passiert. Polypharmazie ist besonders schädlich, wenn die betroffene Person zu viele Medikamente in zu hoher Dosis über einen zu langen Zeitraum erhält. Weniger ist manchmal mehr! Zudem ist bei älteren Menschen der Abbau und die Ausscheidung von Medikamenten z. B. über die Nieren verzögert, wodurch die Wirkdauer verändert wird. Auch andere altersbedingte Faktoren wie eine vermehrte Mundtrockenheit oder eine verminderte Säuresekretion im Magen können die Wirkung von Arzneimitteln verändern.

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