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Hausärztin? Hausarzt? Warum eigentlich?
Drei Fragen an Dr. med. Simon Schwill, MME, Facharzt für Allgemeinmedizin und Hausarzt in Mannheim
Sandra Wilsdorf
3.12.2024
Warum sollte jede und jeder eine Hausärztin oder einen Hausarzt haben?
Das Team in Ihrer hausärztlichen Praxis ist für Sie da, wenn Sie es brauchen – aber auch sonst. Es begleitet Sie kontinuierlich. Dabei geht es um viel mehr als um die Frage: „Wo tut es weh?“ Es geht um Ihre Gesundheit, um die Frage: „Wie geht es Ihnen?“
Denn der Hausarzt/die Hausärztin ist auf den ganzen Menschen spezialisiert nicht auf einzelne Organe. Er oder sie kennt Sie im besten Fall schon länger, weiß, wie und mit wem Sie leben und wie Sie „ticken“. Das hat viele Vorteile: Sie müssen sich selbst und Ihre Sichtweise auf Gesundheit und Krankheit nicht immer wieder erklären, nicht immer wieder auf bestehende oder überstandene Krankheiten hinweisen. Ihre Hausärztin, Ihr Hausarzt hat den Überblick über alle Diagnosen und Behandlungen. So eine langfristige Begleitung hilft Ihnen bei akuten oder chronischen Erkrankungen, aber sie dient auch dazu, Krankheiten zu verhindern – etwa durch Früherkennung oder präventive Maßnahmen wie Impfungen. Gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen Sie, was wann sinnvoll ist.
Warum sollte man auch mit Beschwerden wie etwa Rücken- oder Magenschmerzen zuerst zum Hausarzt gehen?
Mit fast allen Beschwerden, die kein medizinischer Notfall sind wie etwa ein Herzinfarkt oder Schlaganfall, sollten Sie zuerst in die hausärztliche Praxis gehen. Zum einen bekommen Sie hier schneller einen Termin. Und zum anderen erkennt der Hausarzt/die Hausärztin vielleicht Zusammenhänge, die Sie nicht sehen. Viele Beschwerden – und dazu gehören auch die von Magen und Rücken – können psychosoziale oder auch ganz simple Ursachen haben, die in Ihrem Lebenswandel oder Ihrer Ernährung begründet liegen. Ihr Hausarzt/Ihre Hausärztin findet das durch Nachfragen heraus. Würden Sie sich mit Ihren Beschwerden direkt beim Spezialisten vorstellen, hätte das eher umfangreiche Diagnostik und Überversorgung zur Folge – mit Nachteilen und unnötigen Sorgen für Sie selbst. 80 bis 90 Prozent der Beschwerden, die Menschen in die hausärztliche Praxis führen, können hier auch geklärt werden. Und wenn doch eine Überweisung nötig ist, dann wissen Hausärztin oder Hausarzt, welche fachärztliche Disziplin die Richtige ist. Das ist nämlich manchmal eine andere als es auf den ersten Blick scheint.
Gibt es noch andere als rein medizinische Themen, die in der hausärztlichen Praxis gut aufgehoben sind?
Natürlich. Da ist beispielsweise der ganze Bereich der Familienmedizin und viele soziale Themen: Wie beantrage ich einen Pflegegrad? Wann ist es für meine kranke Mutter Zeit, in ein Pflegeheim zu ziehen? Habe ich Anspruch auf eine Rehamaßnahme? Oder: Wie kann ich nach einem Burnout wieder langsam in den Job einsteigen? Kann ich eine Erwerbsminderungsrente beantragen? Das sind nur einige von unendlich vielen Fragen, bei denen die hausärztliche Praxis Sie unterstützt.
Sandra Wilsdorf
Sandra Wilsdorf beschäftigt sich als Journalistin vor allem mit Themen aus den Bereichen Gesundheit, Gesundheitspolitik, Medizin und Soziales.
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