Magazin
Infekt-Saison: Geduld statt Antibiotikum
Antibiotika helfen nur bei bakteriellen Infektionen – die meisten Infekte aber sind viral

Sandra Wilsdorf
7.2.2025

Sie haben einen Infekt und wollen schnell wieder gesund werden? Sie waren gerade bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin, und der hat Ihnen kein Antibiotikum verschrieben, sondern stattdessen um einige Tage Geduld gebeten? Oder hat erstmal einen Abstrich gemacht? Richtig so! Genau das ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika. Denn Atemwegsinfektionen sind selbstlimitierend – sie dauern mit und ohne Behandlung in etwa gleich lang. Vor allem aber sind über 90 Prozent von ihnen durch Viren hervorgerufen. Antibiotika aber helfen nur bei bakteriellen Infektionen.
Klinische Studien haben immer wieder gezeigt, dass Antibiotika bei viral bedingten Infektionen keinen Nutzen bringen und ihr möglicher Schaden bei weitem überwiegt. Denn die eigentlich segensreichen Medikamente können Nebenwirkungen haben wie Magen-Darm-Beschwerden und allergische Reaktionen. Vor allem aber führt ihr massenhafter Einsatz dazu, dass sich Resistenzen bilden, so dass sie bei wirklich gefährlichen Infektionen nicht mehr helfen.
Das ist inzwischen weltweit ein großes Problem. Denn wann immer ein neues Antibiotikum zum Einsatz kommt, tötet es zwar Bakterien ab, aber es gibt auch immer resistente Erreger, die überleben und sich weiter vermehren. Das eingesetzte Antibiotikum verliert so über kurz oder lang seine Wirkung. Inzwischen gibt es viele Erreger, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika immun sind. Diese „Multiresistenten Erreger“ (MRE) sind für jeden gefährlich, der an einer schweren Infektion leidet, besonders aber für Menschen mit einem schwachen Immunsystem.
Der Einsatz von Antibiotika in der Medizin, aber beispielsweise auch in der Tiermast, soll deshalb sparsam und vernünftig erfolgen. Nur ganz selten kann es bei unklarer Ursache gerechtfertigt sein, ein Antibiotikum zu verschreiben – Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt weiß, wann das ist. Mit ihr oder ihm sollten Sie auch sprechen, wenn bei Ihnen eine bestimmte Risikokonstellation, beispielsweise eine Immunschwäche, vorliegt. Und natürlich auch, wenn Sie ein hohes Lebensalter haben. Und noch ein Tipp: Vereinbaren Sie mit Ihrer Hausärztin / Ihrem Hausarzt, wann oder bei welchen Veränderungen, bzw. ausbleibender Verbesserung Sie sich wieder vorstellen.

Sandra Wilsdorf
Sandra Wilsdorf beschäftigt sich als Journalistin vor allem mit Themen aus den Bereichen Gesundheit, Gesundheitspolitik, Medizin und Soziales.
Weitere Beiträge zu diesem Thema

Gute Vorsätze zum neuen Jahr
Kein Alkohol, wenig Kalorien und viel Sport stehen ab sofort auf dem Programm! Warum jetzt kein so guter Zeitpunkt für eine Diät ist.
Zum Beitrag

Prävention: Der Krankheit zuvorkommen
Wie Hausärzte und Hausärztinnen Sie darin unterstützen, Krankheiten zu verhindern oder zu lindern.
Zum Beitrag

Schmerz lass‘ nach
Wenn chronische Schmerzen Alltag und Leben beschweren, sind Medikamente nicht immer die Lösung.
Zum Beitrag